Das Thema Sicherheit beim Skitourengehen steht ganz im Zeichen der Eigenverantwortung. Jeder ist selbst verantwortlich, die winterlichen Risiken richtig einzuschätzen und sich entsprechend darauf vorzubereiten, zu planen und ggf. zu verzichten. Wer sich das nicht zutraut, hat die Möglichkeit, einen Teil des Risikos auf andere "abzuwälzen", zum Beispiel indem er einen Bergführer dafür bezahlt, ihn zu führen und sicherheitsrelevante Entscheidungen für ihn zu treffen.
Grundsätzlich ist das Skitourengehen ein gesunder und relativ ungefährlicher Sport. Verletzungen werden am häufigsten durch Stürze bei der Abfahrt verursacht, im Gegensatz zum Pistenskifahren hat man es aber meist selbst in der Hand und muss nicht damit rechnen von einem Rowdy übern Haufen gefahren zu werden. Für einen erfahrenen Skitourengeher, der gut Skifahren kann und vorsichtig und vorausschauend unterwegs ist, ist das Unfallrisiko auf einer moderaten Skitour in dieser Hinsicht nicht größer als beim Pistenskifahren. Es gibt allerdings verschiedene Faktoren, die das Risiko mehr oder weniger deulich steigern können:
Lawinenrisiko
Die Einschätzung der Lawinengefahr ist ein sehr komplexes Kapitel. Neben einer entsprechenden Ausbildung und viel Erfahrung, ist besonders die Risikobereitschaft ausschlaggebend, wie sicher man unterwegs ist. Beachtet man einige wenige Grundregeln bei betont defensiver Tourenauswahl und Vorausplanung, ist das Risiko, auf einer Skitour in eine Lawine zu kommen sehr gering. Wer ambitionierte Ziele beim Skitouren gehen verfolgt (steile Hänge, anspruchsvolle Gipfel, unverspurtes Gelände) geht ein erhöhtes Risiko ein und muss entsprechend besser planen und konsequenter entscheiden, um es zu minimieren.
Ein kleines Restrisiko bleibt aber. Daher ist das Mitführen einer Lawinen-Notfall-Ausrüstung (LVS-Gerät, Schaufel, Sonde, Biwaksack) Standard. Sogar wenn man sich an einem Tag 100% sicher ist, selbst in keine Lawine kommen, ist das LVS-Equipment bei jeder Skitour dabei. Alleine schon deshalb, um Kameradenhilfe leisten zu können, falls in der Nähe andere Tourengeher in einen Unfall verwickelt sein sollten. Es gibt praktisch keinen Skitourenberg, an dem man nicht mit maximalem Pech oder maximalem Unvermögen genügend abrutschenden Schnee finden könnte,der für eine Verschüttung ausreicht.
Desweiteren muss ich mir Gedanken machen, inwieweit ich durch mein Handeln andere gefährde. Am offensichtlichsten ist dies, wenn ich z. B. von oben in eine Rinne einfahre, in der sich andere Tourengeher befinden. Mindestens genauso gravierend sind gruppendynamische Effekte, zum Beispiel durch extrem risikoreiches Einspuren von Hängen, mit dem man ahnungslose Nachahmer animiert oder wie man Entscheidungsprozesse innerhalb der eigenen Gruppe beeinflusst.
Sonstige (alpine) Gefahren
Wer in seinem bisherigen Leben nur im Flachland oder im zivilisierten Umfeld unterwegs war, sollte noch auf ein paar Dinge aufmerksam gemacht werden.
Fangen wir bei Pistentouren an. Normalerweise bewegt man sich dort im gesicherten Gelände, was heißt, dass ein Betreiber gefordert ist, Gefahren zu verhindern, woran man auch sieht, was alles schief gehen kann. Es werden z. B. lawinengefährliche Hänge abgesprengt oder gesperrt, Weidezäune abmontiert, der Untergrund eingeebnet und Felsen entfernt, umgestürzte Bäume weggeräumt oder vor Gefahrenstellen gewarnt. In einem Skigebiet außer Betrieb kann man sich darauf nicht verlassen und ist wieder bei der Eigenverantwortung. Anderseits befindet man sich bei einer Pistenskitour in stark frequentierten Gelände, das eigentlich nicht für Skitouren konzipiert wurde, so dass hier andere Gefahren lauern (Gegenverkehr in hohem Tempo, Pistenpräparierung). Die Regeln des Skipistenbetreibers sollten also befolgt werden, allein schon zum Eigenschutz und zur Sicherheit der Pistenbenutzer, aber auch aus Respekt gegenüber dem Eigentümer und den Angestellten - auch, um dem meistens sowieso angespannten Verhältnis zur Skitourengeher-Community nicht weiter zu schaden.
Hinzu kommen die Gefahren des winterlichen Hochgebirges wie Kälte, insbesondere in Verbindung mit Wind, wo es zum sogenannten Wind-Chill-Effekt kommt. Ein weitere Problem kann die Orientierung darstellen. Wege und Wegmarkierungen sind oft nicht sichtbar und bei Nebel und Schneefall verschwinden in der weißen Winterlandschaft alle Konturen und man befindet sich im "White-Out". Ohne sichtbare Skispuren werden dann hohe Anforderungen an das Orientierungsvermögen gestellt. Selbst die GPS-Navigation ist dann weniger trivial als z. B. im Sommer mit dem Mountainbike entlang einer Forststraße oder eines Trails. Bei anspruchsvollen Bergen kommen weitere alpine Gefahren hinzu, wie Steinschlag, Eisschlag oder Gletscherspalten.
Nicht unterschätzt werden sollte bei steilen Hängen die Absturzgefahr. Besonders im Frühjahr wenn die am Vortag durchfeuchtete Schneedecke über Nacht hart gefriert, oder wenn es weit hinauf geregnet hat und sich nach Abkühlung eine tragfähige Eiskruste an der Oberfläche gebildet hat, reichen bereits 25 bis 30 Grad Hangneigung, um bei einem Wegrutschen den Halt zu verlieren. Wenn der Hang nicht nach unten ausläuft, sondern steil abbricht, kann dies zum Absturz führen.