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Nanga im Winter

Alpenvereinsjahrbuch Berg 2017

Eine Geschichte von Ehrfurcht, Geduld und Willenskraft

Titel: Nanga im Winter

Autor: Simone Moro (Übersetzung Maria-Anna Söllner)

Verlag:Tyrolia-Verlag

Seiten: 288

Preis: 24,95 €

Wo: Online bei Amazon.

Rezension

Der Nanga Parbat ("der nackte Berg") dürfte von allen 8000ern - nach dem Mount Everest - in der alpinen Literatur am prominentesten vertreten sein, zumindest in der deutschsprachigen. Bereits die zahlreichen Tragödien beim Kampf um seine Erstbesteigung liefern dafür genug Stoff, dann verunglückte dort Günter Messner beim Abstieg nach einer phänomenalen Durchsteigung der über 4000 m hohen Rupalwand. Sein Bruder Reinhold Messner verarbeitete diese Tragödie in mehreren Büchern, die wiederum Gegendarstellungen anderer Expeditionsteilnehmer und in der Folge zahlreiche Analysen von mehr oder weniger kompetenter Seite hervorriefen.

Einen 8000er im Sommer zu besteigen ist die eine Sache - ihn aber im Winter anzugehen eine ganz andere. Die Temperaturen sind dann noch niedriger und nicht nur beim finalen Gipfelanstieg an der Grenze zum Erträglichen, sondern es gibt während der gesamten Expedition praktisch keinen Tag an dem es nicht zweistellige Minusgrade hat. Die Tage sind viel kürzer, das Wetter unbeständiger und hinzu kommt der viele Schnee, pausenlose Spurarbeit und Lawinengefahr. Winterbesteigungen sind sozusagen die Königsdisziplin des Höhenalpinismus. Kein Wunder also dass der Nanga Parbat bis Anfang 2016 noch nie im Winter bestiegen wurde, obwohl in den vorangegangenen Jahren regelmäßig Versuche dahingehend unternommen wurden.

Simone Moro aus Bergamo ist einer der bekanntesten italienischen Höhenbergsteiger mit einem besonderen Faible für Winterexpeditionen, der in der kalten Jahreszeit bereits auf Shisha Pangma, Makalu und Gasherbrum II stand. Nun sollte es also der Nanga Parbat sein. Drei Anläufe benötigt er, verbringt dreimal drei Monate im eisigen Basislager, bis er am 26.2.2016 zusammen mit der Südtirolerin Tamara Lunger, dem Pakistani Ali Sadpara und dem Basken Alex Txikon - noch schlecht akklimatisiert, aber ein ungewöhnliches Schönwetterfenster nutzend - zum finalen Gipfelanstieg aufbricht.

In einem sehr authentischen Stil schildert der Autor die Realität an den winterlichen Himalayariesen. Es liegt in der Natur der Sache, dass es packendere und actionreichere Erlebnisse gibt, als einen dreimonatigen Basislageraufenthalt in der winterlichen Einsamkeit des pakistanischen Hochgebirges. Der Leser muss also den täglichen Murmeltiergruß akzeptieren, um als Belohnung die einmaligen Einblicke in die logistischen Eigenheiten solch aufwändiger Unternehmungen, in die gruppendynamischen Prozesse im Basislager, in die Abläufe am Berg und in die Gedankengänge eines professionellen Höhenbergsteigers zu bekommen. Der Höhepunkt des Buches ist aber zweifelsohne der spannende und notgedrungen improvisierte Gipfelversuch, wo es schwer fällt, das Buch noch wegzulegen.

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