Zum Samstag hin ist eine leichte Stabilisierung angekündigt, die Gewitter sollen tendenziell etwas weniger werden und sich auch erst später am Tag bilden. Daher planen wir die Besteigung des Totenkirchls über den Führerweg. Diese Route bietet fast alles, was angehende Alpinkletterer brauchen brauchen können: eine komplexe Wegführung, viel guten Fels für alpine Klettertechniken (Kamine, Verschneidungen, Rinnen, Risse) bei geringen Schwierigkeiten, einen tollen Klettergipfel und einen anspruchsvollen Abstieg mit vielen Abseilstellen und leichten Abkletterstellen, die auch mal seilfrei bewältigt werden müssen.
"Hmmm - ziemlich viele Wolken, was machen wir?" fragen mich meine Kursteilnehmer am Frühstückstisch beim Blick auf die nebelumwaberten Nordabbrüche des Totenkirchls. Ich schmeiße mein Smartphone an. Die Wetterkarten von Kachelmannwetter lassen ab Mittag einige Schauerzellen über den Kaiser ziehen - Gewitter wären aber demnach nicht so wahrscheinlich. "Wir probieren es - umdrehen können wir immer noch" entgegne ich. Der Eindruck, den meine Teilnehmer in den letzten beiden Tagen hinterlassen haben war sehr gut, sowohl klettertechnisch als auch im Umgang mit Seil und Sicherungsmitteln. Die am wenigsten fitte Teilnehmerin ist noch von einer Skiverletzung gehandicaped und möchte einen Ruhetag einlegen. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass die verbliebenen fünf Teilnehmer den Weg auch bei suboptimalen Bedingungen bewältigen könnten.