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Steigfelle zum Skitourengehen

Die richtigen Felle zum Aufsteigen mit Tourenski - Auswahl der Felle, Anwendung, Pflege, Tipps und Tricks.

Fellwechsel im Föhnsturm am Gipfel des Reifelbergs, Chiemgauer Alpen

Fellwechsel im Föhnsturm am Gipfel des Reifelbergs, Chiemgauer Alpen

Auswahl, Anwendung, Pflege, Tipps und Tricks

Um mit Tourenski aufsteigen zu können, klebt man auf den Belag so genannte Steigfelle. Der Fellflor ist dabei so gewebt, dass die Härchen nach hinten liegen, so dass sich das Fell auf der Schneeoberfläche ohne großen Widerstand nach vorne schieben lässt. Wird das Steigfell nach hinten geschoben, stellen sich die Härchen auf und stemmen sich dagegen - verhindern also ein Zurückrutschen des Skis. Das Angebot an Steigfellen auf dem Skitourenmarkt ist inzwischen fast noch unübersichtlicher als das Sortiment an Tourenski. Für jeden Anwendungszweck und jede Tourengeherphilosophie gibt es (scheinbar) spezielle Felle. Darüberhinaus müssen sie natürlich auch zum jeweiligen Tourenski passen - sowohl von den Maßen als auch vom Befestigungssystem. Ein paar Unklarheiten hoffe ich mit diesem Artikel beseitigen zu können.

Aufbau der Felle

In den Anfängen des Aufsteigens mit Ski wurden Seehundfelle für diesen Zweck verwendet. Bereits vor dem 2. Weltkrieg entdeckte man aber die perfekten Eigenschaften der Mohair-Faser. Diese Faser aus dem Fell der vor allem im Orient beheimateten Angoraziege bietet einerseits perfekte Gleiteigenschaften und ist dazu noch sehr wasserabweisend. Beides unverzichtbare Faktoren für ein Steigfell. In den letzten 30 Jahren kamen dann immer mehr Kunstfaserprodukte auf den Markt. Felle auf Nylonbasis kommen aber weiterhin nicht an die Performance von Mohairfellen heran - einzig die Abriebfestigkeit ist bei Kunstfaserprodukten besser und sie können etwas billiger produziert werden. Gute Kompromisse bieten Mischprodukte, welche die Vorteile beider Materialien kombinieren.

Steigfelle unter den Skiern ermöglichen das Aufsteigen auf Skitouren.
Steigfelle unter den Skiern ermöglichen das Aufsteigen auf Skitouren.

Auswahl des Steigfells

Etwas umständlich, aber für die dauerhafte Lagerung der Felle optimal - Schutzfolie aufkleben.
Etwas umständlich, aber für die dauerhafte Lagerung der Felle optimal - Schutzfolie aufkleben.

Ein Steigfell muss immer zu den Maßen des Skis passen. Zum einen natürlich in der Länge, zum anderen in der Breite. Bei den heute üblichen taillierten Ski ist insbesondere der Bereich unter der Bindung wichtig, hier muss das Fell den Belag exakt abdecken, die Stahlkanten müssen aber frei bleiben, damit sie bei harten Querungen noch eingesetzt werden können. Die Fellbreite soll also ca. 4 - 5 Millimeter geringer sein als die Skibreite. Am Ende und an der Schaufel geht es dabei nicht mehr ganz so genau, aber je besser das Fell passt, umso sicherer lässt sich damit aufsteigen. Für die meisten Tourenski bieten die Hersteller inzwischen passgenaue Felle mit an. Nicht immer handelt es sich dabei aber um ein Fellmaterial, das den Vorstellungen des Tourengehers entspricht. Wer "sein Lieblingsfell" für einen neuen Tourenski verwenden möchte, wird meist ein Zuschneidefell nehmen. Diese werden eigentlich von allen renommierten Fellproduzenten angeboten und können selbst an den Ski angepasst werden - oder werden gegen entsprechenden Aufpreis vom Händler zugeschnitten. Ob ein Mischfell oder ein reines Mohairfell gewählt wird hängt vor allem vom Einsatzbereich und vom Geldbeutel ab. Mohairfelle sind leistungsfähiger in Sachen Gleiteigenschaften (besonders nach längerem Gebrauch, übliche Felltests werden meist mit Neuware durchgeführt, wo durch spezielle Beschichtung oft auch Nylonfelle gute Werte erzielen) und stollen auch weniger an. Dafür sind Mischfelle in der Regel preisgünstiger und halten länger.

Befestigungssysteme

Üblich für die Befestigung des Steigfells am Ski ist eine Kombination aus Klebe- und Spannmechanismus. Ein reines Klebefell wird zumindest an der Spitze (zum Beispiel mit einem Bügel) fixiert. Sofern der Kleber gut ist und der Tourengeher über eine saubere Gehtechnik verfügt würde das bereits reichen. Trotzdem werden fast alle Felle mit einer zweiten Befestigung am Skiende versehen. Damit verringert man die Wahrscheinlichkeit, dass das Fell durch Zurückrutschen und/oder bei schlecht haftendem Kleber vom Ski abfällt. Welche Fellbefestigung die beste ist lässt sich kaum sagen - inzwischen bieten die meisten Skihersteller für ihre skispezifischen Felle eine eigene Befestigungsmethode, die in der Regel gut funktioniert. Nachteil ist allerdings, dass das gleiche Fell meist nicht für einen anderen Ski verwendet werden kann (sofern er zufällig die gleiche Länge und eine ähnlilche Taillierung aufweist). Die Universal-Befestigungen mit Gummispanner, Camlock, Klettverschluss-Systeme u.a. können hingegen auf verschiedenen Skimodellen verwendet werden.

Pflege und Lagerung

Dabei sind grundsätzlich zwei Dinge zu beachten. Einerseits sollte das Fell nach der Skitour getrocknet werden, am besten bei Zimmertemperatur (nicht in der direkten Sonne und nicht zu nah am Ofen). Andererseits muss gewährleistet sein, dass der Kleber nicht austrocknet. Wer sein Fell laufend in Gebrauch hat, der kann Klebeseite auf Klebeseite legen (das Fell einfach zusammenkleben), bei sehr unsymmetrisch taillierten Fellen klebt man dazu beide Felle zusammen, halbwegs symmetrisch taillierte Felle können in der Mitte geteilt und zusammengeklebt werden. Für einen Vielgeher ist das Hantieren mit den mitgelieferten Folien in der Regel umständlich und nicht praktikabel - und nach meinen Erfahrungen auch nicht nötig - nur für das Einlagern über den Sommer verwende ich die Folien. Wer nur alle paar Wochen eine Skitour macht, sollte seine Felle aber besser jedesmal wieder auf die Folie kleben. Damit  ist einerseits gesichert, dass die Klebefläche vollständig geschützt bleibt und nicht austrocknet, andererseits lassen sich die Felle im Anschluss ohne großen Kraftaufwand wieder auseinanderziehen. Auf keinen Fall sollte man seine Felle hingegen aufgeklebt am Ski lagern, da sonst der Kleber auf dem Belag kleben bleibt.

Fellkleber nachbeschichten

Lässt die Klebewirkung merklich nach, läßt sie sich ohne größeren Aufwand erneuern. Sofern es sich um wenige Stellen des Fells handelt, die nicht mehr ordentlich kleben, kann man dort Tubenkleber dünn drüberstreichen und über Nacht trocknen lassen. Soll der Kleber komplett erneuert werden muss zuerst der alte Kleber entfernt werden. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten:

  • mit einem Heissluftföhn den Kleber erwärmen, bis er sich verflüssigt und dann mit einer Spachtel abschaben
  • ein altes Bettlaken auf das Fell kleben, mit Bügeleisen so lange drüberbügeln, bis der Kleber vom Fell auf das Laken übergewechselt ist, Laken abziehen und wegwerfen. Bei Bedarf 2 oder 3 mal wiederholen, bis sämtlicher Kleber weg ist.

Hilfreich ist es das Fell vorher an beiden Enden zu fixieren - zum Beispiel mit Schraubzwingen auf einem Brett. Für das Neubeschichten empfiehlt sich in diesem Fall das Aufbügeln von einer Transfer-Tape-Klebefolie, die es im Internet oder im Bergsport-Fachhhandel zu kaufen gibt. Das Thema Fellkleber ist aber ein Kapitel für sich und wird bei Gelegenheit gesondert behandelt.

Inzwischen gibt es auch einen professionellen Anbieter für einen Fellservice den ich in nächster Zeit mal genauer testen werde.

Lehrbuch Skitouren

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