Die Auswirkung des Windes auf das Kälteempfinden beim Bergsteigen und Skifahren
Jeder Bergsteiger kennt das Phänomen, dass sich die Lufftemperatur bei Wind viel kälter anfühlt als bei Windstille. Drei Beispiele:
- Eine Mehr-Seillängen-Kletterroute in einer sonnigen Ostwand in Arco im Frühling. Am Einstieg ist es warm, selbst im schattigen Wald. Sobald man in die Sonne klettert wird es fast unertäglich heiß, es ist windstill und man ist froh, im T-Shirt unterwegs zu sein. Welche Freude sobald ein leichtes "Lüfterl" geht. Je stärker aber die Sonne das Tal aufheizt, umso lebhafter wird der Wind. Wenn dann auch noch die Sonne ums Eck verschwindet, sollte man sich schnell eine Windjacke überziehen, sonst wirds an den Standplätzen ziemlich ungemütlich.
- Eine Herbstwanderung in den Bayerischen Alpen. Der Aufstieg führt in der Sonne einen Südhang aufwärts, es ist windstill. Problemlos kann man ohne Handschuhe in einer dünnen Jacke gehen. Am Gipfel angekommen bläst ein strammer Wind von der Nordseite. Es kann gar nicht schnell genug gehen, um sich Handschuhe und Anorak überzustreifen. Geht man jedoch nur wenige Meter südseitig ins Lee unter den Gipfel wird es wieder angenehm warm, so dass man dort gemütlich Brotzeit machen kann.
- Eine Skihochtour auf einen 4000er Ende April. Im Tal blühen schon die Bäume, der Aufstieg in der Sonne und bei Windstille ist bis kurz vor das Skidepot fast zu heiß, obwohl die reine Lufttemperatur auf 3.500 m laut Wetterbericht bei -5 Grad liegt. Oben am Grat sind jedoch Schneefahnen zu sehen, der erfahrene Bergsteiger weiß was das bedeutet. Ein längerer Gratanstieg führt zu Fuß zum Gipfel, hier bläst starker Wind von der Seite. Am Gipfel angekommen haben einigen Tourengeher weiße Flecken an den Nasenflügeln und an den Wangen - oberflächliche, lokale Erfrierungen.