Die Latemargruppe der Dolomiten bietet zahlreiche alpine Wanderungen und auch einen "Klettersteig" (Schwierigkeit B) über den man auf den höchsten Gipfel der Gebirgsgruppe gelangt: den Diamandititurm. Der soll unser erstes Ziel sein. Die Kinder interessiert vor allem der Klettersteig, ich würde natürlich auch gern den Gipfel besteigen. Nachdem es von Obereggen etwa 1500 Höhenmeter bis zum höchsten Punkt sind, darf die Familie mit dem Lift bis zur Station "Oberholz" auf 2100m hinaufgondeln, während ich zur Verdauung des reichhaltigen Frühstücks über die steile Piste zu Fuß aufsteige. Gemeinsam wandern wir den steilen Steig weiter, zuletzt durch eine labyrithähnliche Türmchenlandschaft, bis in die Gamsstallscharte (2560 m).
Hier wird erstmals der Blick auf unseren Gipfel frei. "Wann sind wir denn endlich am Klettersteig?" fragen die Kinder ungeduldig. "Dort drüben in der Scharte müsste er beginnen" entgegne ich. Die Scharte sieht aber noch ziemlich weit weg aus, was die Begeisterung deutlich trübt. Letztendlich sind wir dann doch schneller als erwartet in der Einsattelung. Vom Beginn des Klettersteigs ist allerdings dort immer noch nichts zu sehen. Erst etwa 50 Höhenmeter oberhalb erkennt man Drahtseile. Bis dorthin müssen wir noch über einen unangenehmen, schottrigen Schrofenvorbau klettern. Uns erschließt sich nicht, wieso hier noch keine Sicherungen angebracht wurden. Der Klettersteig selbst ist dann bestens gesichert, hat nette Stellen und ist unproblematisch. Am Ende der Drahtseile meint Fiona "Ich hab Kopfweh - können wir hier schon umdrehen?" Angesichts der bereits fortgeschrittenen Zeit entscheiden wir uns, die Gipfelpause für die Mädels hierher nach unten zu verlegen.
Ich verzichte auf die Pause und steige zügig noch eine Viertelstunde weiter bis zum Gipfel. Der gemeinsame Abstieg zieht sich dann. Zuerst klettern wir über den Klettersteig wieder ab und verdoppeln damit zumindest die Kletterstrecke der enttäuschend kurzen Via Ferrata. Das vorsichtige Abklettern über den Schrofenvorbau und der Gegenanstieg zur Gamsstallscharte kosten Zeit und Kraft. Zu allem Überfluss geht uns zum Schluss das Wasser aus. Die Seilbahn in Oberholz wollten wir für den Abstieg zwar nicht nutzen, aber auch das dortige Restaurant schließt um 18 Uhr. Das werden wir zusammen nicht mehr schaffen, also düse ich voraus und kaufe an der Bergstation noch etwas zum Trinken für die letzte Stunde Abstieg ins Tal. Pünktlich zum Sonnenuntergang laufen wir in Obereggen ein. Zum Glück gibt's im Hotel auch nach 20 Uhr noch das volle Abendessen, das wir uns heute wahrlich verdient haben.