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Wilder Kaiser - Alpingeschichte und Reisekultur

Wilder Kaiser - Alpingeschichte und Reisekultur

Alpinistische Erschließung und touristische Entwicklung der Region um den Wilden Kaiser

Titel: Wilder Kaiser - 200 Jahre Alpingeschichte und Reisekultur

Verlag:Tyrolia-Verlag

Autor: Gebhard Bendler

Seiten: 256

Preis: 39,95 €

Für wen: Für alle Fans und Liebhaber des Wilden Kaisers - egal ob Kletterer, Wanderer, Skifahrer, ob Einheimische oder Touristen, die in der Region Urlaub machen.

Wo: Online bei Amazon.

Rezension

Über den Wilden Kaiser als historisch wichtigstes Zentrum des alpinen Klettersports im deutschsprachigen Raum wurde schon viel geschrieben. Wer Fritz Schmitts "Buch vom Wilden Kaiser" kennt, wird sich kaum vorstellen können, dass man aus der Alpinhistorie zu diesem Gebiet noch mehr "herausholen" kann, zumindest was die Zeit vor dem 2. Weltkrieg angeht. Übertragen auf Rekorde in der Leichtathletik würde man bei der Beurteilung von Gebhard Bendlers eindrucksvollem Buch sagen, er hat Schmitts Bestleistung zumindest qualitativ "pulverisiert". Nicht nur, dass er die Klettergeschichte aus dem "Buch vom Wilden Kaiser" wissenschaftlich sauber auf den Prüfstand gestellt, bewertet, um viele Details ergänzt und bis in die Neuzeit weitergeführt hat. Nein - er arbeitet das Thema darüberhinaus in zeitgemäßer Sprache auf und betrachtet es (obwohl selbst begeisterter Kletterer und Bergführer) aus distanzierter Perspektive, so dass auch vom Klettern unbescholtene Leser unterhaltsame und informative Stunden mit dem Text verbringen können.

Allerdings ist damit gerade mal die Hälfte des Buches abgehandelt. Der zweite thematische Schwerpunkt befasst sich mit der Entwicklungsgeschichte des Tourismus, die zwar einige Überschneidungen und viele Berührungspunkte mit der bergsportlichen Historie aufweist (wodurch sich der Autor an einigen Stellen wiederholt) - letztendlich aber einen mehr oder weniger parallelen Handlungsstrang aufweist. Dabei stehen nicht mehr die kletternden Helden der Berge im Focus, sondern die Einheimischen. Die Entwicklung und Organisation des Fremdenverkehrs, von den ersten zaghaften Anfängen in den armen, rückständigen Bauerndörfern bis hin zu wohlhabenden, prosperierenden Feriendomizilen und Wintersportorten der Gegenwart, wird bis ins kleinste Detail aufgearbeitet. 

Am Ende jedes Kapitels belegen jeweils ca. 50 - 136 (!) Endnoten die Quellen, auf die sich der Autor beruft. Neben Zeitungsarchiven, Jahresberichten von Alpenvereinen oder Tourismusverbänden sowie Literatur jeder Gattung sind darunter zahlreiche, vom Autor persönlich durchgeführte Interviews mit Zeitzeugen oder fachkompetenten Personen. Alleine daran sieht man den immensen Aufwand, der sich hinter diesen 236 großformatigen Seiten verbirgt.

Neben der schieren Menge an Informationen ist das Besondere an diesem Buch die seltene Kombination von historisch-wissenschaftlicher Arbeit und gelungener grafischer Umsetzung. Mehr als 600 sehr unterschiedliche Abbildungen - historische Dokumente, Farb- und Schwarz-Weißfotos, Gemälde, Grafiken - mussten im Text und mit eingeschobenen Interviews in ein stimmiges Layout gebracht werden. Diese Aufgabe wurde bravourös gelöst, so dass die fachlich hervorragende Arbeit des Autors in einem angemessenen Erscheinungsbild unter die Leute gebracht wird.

Fazit:  Für mich als bekennenden "Kaiserfan" das absolute Highlights am diesjährigen Buchmarkt, das sowohl inhaltlich als auch optisch keine Wünsche offen läßt.

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