Taktik
Als Seilschaft hat man viele taktische Möglichkeiten, um den Tagesablauf für eine alpine Klettertour zu optimieren. Angefangen bei einer Zeitplanung, die Tageszeit und Wandexposition berücksichtigt (und damit Temperatur/Flüssigkeitsbedarf/Ausrüstung), über eine effiziente Rucksacktaktik bis hin zur Einteilung, wer welche Seilllänge führt. Generell sollte man sich für möglichst viele Optionen einen Plan B bereithalten, falls bereits zu viele Seilschaften vor einem in der Route sind oder wenn man bereits am Einstieg sieht, dass die Schlüsselstelle nass ist.
Über das Mitführen eines Rucksacks gehen die Meinungen stark auseinander. In leichteren oder sehr langen Touren bin ich eher ein Fan davon, dass jeder Kletterer mit Rucksack klettert und sein persönliches Zeug mitnimmt. In stärker fordernden Touren hingegen machen wir es meistens so, dass wir einen Rucksack für den Nachsteiger haben, während der Vorsteiger ohne Rucksack klettert. Eine weitere Option ist es, dass der Vorsteiger eine dünne Hilfsleine mitzieht, während er mit einem Einfachseil klettert, an dem man dann das Material nachziehen kann. Diese Hilfsleine könnte zudem auch beim Abseilen genutzt werden, um die Abseillänge des Einfachseils zu verlängern, was sich aber vor allem für steile und objektiv wenig gefährliche alpine Sportkletterrouten empfiehlt. Kürzere Routen, über die man vielleicht sogar abseilt, klettern wir hingegen oft komplett ohne Rucksack. Zustiegsschuhe, Erste-Hilfe-Paket und Trinkflasche hängen dann am Klettergurt.
Wer welche Seillänge vorsteigt hängt von den Vorlieben und Stärken der jeweiligen Kletterer ab. Im Idealfall kann die Seilschaft die komplette Route im "Überschlag" klettern, das heißt die Seilpartner einer Zweierseilschaft wechseln sich nach jeder Seillänge im Vorstieg ab. Bei ungleich starken Partnern ist es aber meist schneller, wenn ein routinierter Vorsteiger alle schweren Seillängen führt, selbst wenn man an den Standplätzen dann länger braucht, weil man Material übergeben und das Seil für die nächste Seillänge vielleicht nochmal sortieren muss.
Ausrüstung
Bei vielen alpinen Kletterrouten muss man die Ausrüstung durch die Wand mitnehmen. Wer schon mal mit Rucksack geklettert ist, weiß, dass man dabei jedes Gramm besonders gravierend merkt. Daher ist der Gewichtsoptimierung beim Alpinklettern noch größere Aufmerksamkeit zu schenken als bei anderen Bergsportarten. Ein wichtiger Punkt ist dabei der Rucksack selbst. Ich selbst klettere die meisten durchschnittlichen Alpinrouten derzeti mit dem Trad 18 von Ortovox, der nur etwas mehr als zwei Tafeln Schokolade wiegt. Sofern man keine Gletscher oder steilen Schneefelder am Zu- oder Abstieg passieren muss, empfehlen sich leichte Zustiegsschuhe. Klettert man ohne Rucksack hängen sie am Klettergurt - mit einem schweren Bergschuh ist das nicht möglich.
Bei der Kletterhardware lohnt es sich, vorab genau zu überlegen, was man wirklich benötigt. Ein Kapitel für sich ist das optimale Kletterseil. Sowohl der Seiltyp (Zwillingsseil, Halbseile, Einfachseil), als auch dessen Länge beeinflussen Gewicht und sicherungstaktische Optionen. Die erforderlichen mobilen Sicherungsmittel werden oft im Kletterführer genannt, ebenso die Anzahl an Expressschlingen. Auch bei der zusätzlichen Bekleidung (Regenschutz, Fleecepulli) sollte man auf möglichst geringes Gewicht achten. Letztendlich verbleibt in einer normalen Felsklettertour dann gar nicht viel mehr im Rucksack als Trinkflasche, Jacke, EH-Paket, kleine Gipfelbrotzeit - die meiste Ausrüstung ist dann ja im Gebrauch, bzw. am Körper.
Richtig schwer wird der Rucksack allerdings, wenn im Zu- oder Abstieg Steigeisen erforderlich werden oder wenn Biwakausrüstung mitgenommen wird. Für die großen hochalpinen Klettertouren kann das durchaus erforderlich sein. Wer sich allerdings an solche Touren wagt, sollte doch schon umfangreiche alpine Vorerfahrung haben und weiß dann auch aus persönlichem Empfinden, was damit auf ihn zukommt. Wie man seinen Rucksack richtig packt zeigt folgendes Video aus der ORTOVOX SAFETY ACADEMY LAB ROCK: