Also ab ins nächste Level. Handy raus, Gasthofsuche per Internet, was im Gasteinertal natürlich eine endlos lange Liste auswirft. Wo anfangen? "Gasthof xy hört sich lustig an, da ruf ich jetzt an" sage ich. Gewählt, gefragt, gebucht. 35 Euro mit Frühstück - für Gasteiner Verhältnisse relativ günstig, den zu erwartenden Haken an der Sache nehmen wir in Kauf. Das Taxi kostet uns nochmal 30 Euro, aber durch fünf geteilt passt das. Wir hoffen, am nächsten Tag nur noch den kostenlosen Skibus zu benötigen. Die Wirtschaft schaut von außen ein wenig antiquiert aus und das ändert sich auch nicht als wir eintreten. Alles in allem versprüht das Etablissement den Charme der 60er Jahre, bewirtschaftet von einem alten Ehepaar und dem offensichtlich zu Hause hängengebliebenen Sohn. Die weitere Begutachtung liefert zusätzliche unterhaltsame Erkenntnisse. Die Zimmer sind dunkel und wurden in den letzten Jahren sorgfältig vor Frischluft abgeschirmt. Spinnen werden von den Gastgebern als nützliche Tiere geschätzt und dürfen in großer Zahl überwintern. Wenn die Badetüre zu groß ist, um sich an der Handtuchstange vorbei öffnen zu lassen, läßt sich das schnell und praktikabel lösen, indem man aus der Tür ein Eck herausschneidet. Dafür serviert uns der Seniorchef wirklich gute und reichhaltige Kässpatzen zu einem günstigen Preis und der Junior ist im Anschluß dafür zuständig, unser tagsüber entstandenes Flüssigkeitsdefizit auszugleichen. Schlag halb zehn offenbart er uns aber, dass jetzt Sperrstunde sei, weil er morgen früh raus muss. Noch zehn Minuten benötigen wir, um unsere Tourenplanung fertigzustellen, begleitet von unmißverständlicher Geräuschkulisse, die uns klarmachen soll, dass wir uns jetzt gefälligst in die Zimmer verziehen sollen. Na gut, bissl Ausschlafen ist ja auch nicht schlecht und das soll sich hinsichtlich der nächsten Nacht noch als nötig erweisen. Das Frühstück ist dann im großen und ganzen in Ordnung, auch wenn nicht alle Tassen sauber gespült sind und die Aufbacksemmeln Aldi-Qualität aufweisen, die meine Mutter höchstens fürs Knödelbrot verwendet hätte. Gerade als wir kurz nach halb neun Richtungs Skibus-Haltestelle abmarschieren gähnt sich auch der Junior aus seinen Gemächern. Gastwirt ist halt ein stressiger Job.