Rezension

Die Pfalz (oder eigentlich das Pfälzer Felsenland im Pfälzer Wald) zwischen Karlsruhe und Pirmasens gehört zu den bedeutendsten Klettergebieten Deutschlands und hatte neben dem Elbsandsteingebirge und dem Frankenjura wohl auch den größten Einfluß auf die Entwicklung des Fels- und Sportkletterns in Deutschland. Der Buntsandstein formt hier in den weitläufigen Wäldern oft bizarre Felsgestalten wie den Kaltenbacher Teufelstisch, die Adelsnadel, den Honigfels, Braut und Bräutigam oder den Asselstein. Für Kletterer stellen sie seit den Anfängen des letzten Jahrhunderts offensichtliche Herausforderungen dar, weshalb das Felsklettern in der Pfalz eine lange und gepflegte Tradition hat. Wie es mit Traditionen so ist, stoßen sie bei jüngeren Generationen irgendwann auf Widerstand und so hatte das Klettergebiet zu Beginn der Sportkletterära eine turbulente Phase zu überstehen mit Hakenkriegen und Streit, aber auch fruchtbaren Diskussionen und Ideen die weit über die westdeutschen Wälder hinaus wirkten. So sorgten beispielsweise Reinhard Karl (u.a. Erstbegehung der Pumprisse = Öffnung der Schwierigkeitsskala), Wolfgang Güllich (Action Direct = erster 11er weltweit) Pfalzkletterer, vor allem außerhalb ihres ursprünglichen Heimatklettergebiets für Aufsehen.

Die Pfalz als Klettergebiet stand (und steht) jedoch weiterhin im Schatten des populäreren Frankenjura oder des bekannteren Elbsandsteingebirges. Alex Wenner hat sich nun mit seinem spektakulären Bildband daran gemacht, das zu ändern. In beeindruckenden Bildern zeigt er die Vielfalt dieser Mittelgebirgsfelsen, die Harmonie von rotem Bundsandstein mit sattgrünen Wäldern, den Formenreichtum und die Faszination der Kletterlinien. Im Fokus hat er aber besonders die Protagonisten des Pfalzkletterns. Er verarbeitet historisches Material genauso wie selbst recherchierte Informationen und eigenhändig aufgenommene Bilder: Viele Interviews mit lebenden und bereits verstorbenen Zeitzeugen, Archivfunde, einordnende Texte und immer wieder kleine oder ausführlichere Anekdoten.

Herausgekommen ist ein umfassendes Kompendium, das den Leser tief in die Seele des Pfälzer Kletterlebens eintauchen lässt, das Spaß zum Durchblättern, Schmökern, Lesen und Staunen macht. Was in dem Buch für meinen Geschmack (obwohl kein Boulderer) zu kurz kommt ist das Thema Bouldern, das ja eigentlich auch irgendwie zum Klettern in der Pfalz dazu gehört. Das Buch ist übrigens kein Kletterführer. Wer noch nie in der Pfalz klettern war, das aber bald nachholen möchte, dem sei als perfekte Ergänzung der "Kletterführer Pfalz" ebenfalls aus dem Panico-Verlag empfohlen.