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Berlin, Berlin - wir radeln nach Berlin!

Berlin, Berlin, wir radeln nach Berlin!
Unser Ziel nach 12 Radl-Etappen: das Brandenburger Tor in Berlin

„Was sollen wir im heurigen Sommerurlaub unternehmen?“, frage ich in die Familienrunde. „Dieses Mal wäre wieder eine Radltour an der Reihe“, antwortet Sabine, nachdem es im letzten Jahr einen zweiwöchigen Sportkletterurlaub im Ennstal gegeben hatte, „aber wohin?“. „Nach Berlin!“, kommt es sofort von Fiona. Ich bin skeptisch, das klingt ziemlich weit. „Hmm … . Man könnte ja vielleicht das erste Stück durch Bayern noch mit dem Zug fahren“, schlage ich vor. „Nein! Zugfahren gilt nicht. Bis Berlin müssen wir schon die ganze Strecke von daheim aus radeln“, erwidert sie mit überraschend sportlichem Ehrgeiz. Ich klopfe die Wegpunkte in die Tourenplanungsapp und bekomme ungefähr 700 Kilometer und mehr als 7000 Höhenmeter angezeigt – dazu eine Route, die mich landschaftlich nicht überzeugt. In mehreren Planungsschritten finden wir dann „unsere“ Route: 800 Kilometer, gut 5000 Höhenmeter, und ich kann immerhin das Elbsandsteingebirge in die Strecke integrieren. Wir wollen uns insgesamt zweieinhalb Wochen Zeit nehmen, davon 3 Tage in Berlin + 2 Tage für die Heimreise.

1. Etappe: Rosenheim - Soyensee (40 km, 250 Hm)

Es geht los – die Radltaschen sind gepackt. Am Vorabend gab es schon die erste Panne des Urlaubs: Eine Packtasche ist anscheinend in den Ferien irgendwo abhanden gekommen. Um 18.45 Uhr bin ich daher noch schnell zum Decathlon gedüst, war um 1 Minute vor Ladenschluss im Geschäft und eine Minute später mit einer neuen Radltasche wieder draußen. Unser Weg nach Berlin beginnt unspektakulär am bekannten Innradweg bis Attel. Danach geht's durch das Gelände des Bezirkskrankenhauses Gabersee an der Forensischen Psychiatrie vorbei, wo gerade ein Typ in Handschellen in ein Polizeiauto verfrachtet wird. Fiona hat dazu auch einen Kommentar aus ihrem reichen Schatz an unnützem Wissen parat: „Wisst ihr, dass jeder Mensch in seinem Leben durchschnittlich 16 Mördern begegnet?” Naja, zumindest die ersten 15 scheinen dann ja unkritisch zu sein.

In Wasserburg machen wir einen Stopp am Supermarkt. Schon beim Einfahren auf den Parkplatz bemerkt Fiona komische Geräusche an ihrem Fahrrad, die ich aber erst nicht zuordnen und reproduzieren kann. Gleich an der ersten Steigung nach dem Parkplatz knirscht und knarzt es aber ganz deutlich beim Treten und ich diagnostiziere eine Macke im Tretlager. Nach einem Telefonat mit unserem befreundeten Fahrradhändler kommen wir zum Fazit: „Wir haben ein Problem: 800 Kilometer werden wir damit wahrscheinlich nicht mehr kommen.“ Flugs wird der Tag umgeplant. Anstatt noch bis Lain am See zu fahren, steuern wir den Campingplatz am Soyensee an. Dort trifft am frühen Abend der Servicewagen mit Sabines Eltern und dem Austausch-Fahrrad ihrer Schwester ein. Danke, Fini, Toni und Susi! Am nächsten Tag kann es also weitergehen.

2. Etappe: Soyensee - Dingolfing (82 km, 620 Hm)

Heute wollen wir bis zur Isar. Bereits kurz nach Haag steht der erste längere Anstieg auf dem Programm – danach geht es in anstrengendem Auf- und Ab ins Isental nach Obertaufkirchen. Es ist Sonntag, kurz vor Mittag – beim Bäcker steht die Türe offen. Die Gelegenheit will genutzt werden. Die Bäckerin meint: „Mia ham scho seit Elfe zua – aber megst no wos?“ Eingedeckt mit Semmeln und frischen Hörnchen komme ich zurück zu unserem Pausenplatz am Dorfbrunnen und es gibt „erstamoi a gscheide Brotzeit“. Die Topografie bleibt aber fies und bis wir im Vilstal sind, müssen noch einige Anstiege bewältigt werden. Im „Eberhofer-Ort“ Frontenhausen finden wir dafür eine super Eisdiele und stärken uns für die letzten 15 Kilometer bis „Dingelding“. Den angeblich berühmtesten Kreisverkehr Deutschlands lassen wir rechts liegen und treten über die Steigung vor dem Isartal hinauf. Kurz vor Ende des Anstiegs nähern sich von hinten bedrohlich drei E-Biker. Da erwacht Fionas Ehrgeiz und sie gibt Vollgas, um dem Motor-Radfahrer nicht die Bergwertung zu überlassen. Nach einer langen Abfahrt erreichen wir in Dingolfing die Isar und machen uns auf die Suche nach dem „Campingplatz auf dem Bauernhof“. 

Zwischen verstreuten Wohnhäusern – nicht weit von großen Gewerbehallen – stehen einige Wohnwägen auf einer großen Wiese. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich ein Haus mit hohem Zaun und sehr lauten Hunden dahinter. Ich klingle auf Verdacht, eine Frau schaut beim Fenster raus. „Sind wir hier richtig beim Campingplatz?“, frage ich unsicher. „Ja, i kimm glei aussi.“ Wir sind anscheinend die einzigen Gäste, die Wohnwägen sind leer. Die Besitzerin ist sehr freundlich und zeigt uns alles. Neben der Wiese steht ein Pavillon, wo wir in der Sonne unser Abendessen kochen. Im Haus gegenüber gibt es einen gemütlichen kleinen Gemeinschaftsraum mit Küche sowie ein nobles Bad und saubere Toiletten. Dazu gibt es viele Tiere. „Das Kaltblut ist sooooo süüüüß“, berichtet Amira begeistert von einem Pferd. Der unscheinbare Campingplatz entpuppt sich als Volltreffer und wir fühlen uns hier sehr wohl. Fast schade, dass wir am nächsten Morgen schon wieder weiterziehen müssen.

3. Etappe: Dingolfing - Blaibach (78 km, 650 Hm)

Nach einer kühlen Nacht starten wir bei strahlendem Sonnenschein und mühen uns durch die grausliche Industriezone von Dingolfing an der Bundesstraße stadtauswärts. Bald sind wir aber weg von der großen Straße, dafür geht es bergauf. Und zwar ordentlich. Der erste Anstieg ist lang und eher flach, der zweite dann deutlich kürzer, aber umso steiler. Inzwischen sind wir aber alle vier schon gut „eingeradelt“ und so strampeln wir bis zur Mittagspause noch hinaus nach Straubing an der Donau. Dort haben wir immerhin schon deutlich mehr als ein Drittel der Strecke hinter uns, es steht uns aber noch die Auffahrt in den Bayerischen Wald bevor. Nach unseren Erfahrungen von unserer Radltour zum Arber vor zwei Jahren haben wir Respekt vor den oft wenig fahrradfreundlichen Straßen des Bayerischen Waldes. Kurz nach Parkstetten leitet uns die Navigationsapp auf die ST 2140, die uns zwar in moderater Steigung, dafür ohne Radweg, mit den aggressiven Bayerwald-Autofahrern konfrontiert. Wie befürchtet, müssen auch dieses Mal wieder einige hinterwäldlerische Schwachköpfe ihre charakterlichen Defizite durch enges Überholen mit aufröhrenden Motoren zeigen. Aber letztendlich überleben wir alle diese 20 Minuten und so machen wir uns in Mitterfels auf die Suche nach Eis und Kaffee. Leider ist diese Suche nur teilweise von Erfolg gekrönt. Die Eisdiele hat Ruhetag und ein auch Café, in dem es Eis geben soll, hat geschlossen. Notgedrungen begnügen wir uns mit Kaffee und Kuchen in einer Bäckerei.

Die ersten zwei Drittel des Tages waren aus Radlersicht und auch landschaftlich wenig überzeugend, aber das letzte Drittel macht die Sache großteils wieder wett. Ab Mitterfels folgen wir einem wunderschönen Radweg entlang einer alten Bahntrasse in angenehender Neigung hinauf zum Passübergang oberhalb von Konzell. Von dort rollt es auf 10 Kilometern konstant abwärts bis an die Ufer des Regen bei Miltach. Von hier ist es nur noch ein flacher Katzensprung zum Campingplatz in Blaibach, den wir bereits von unserer Tour vor zwei Jahren kennen.

4. Etappe: Blaibach - Babylon (47 km, 450 Hm)

Nach den zwei langen Etappen soll dieser Tag gemütlicher werden, weshalb wir uns am Morgen mehr Zeit lassen als sonst. Auf dem ersten Drittel der Strecke rollen wir gemütlich am Fluss Regen talabwärts bis kurz vor Cham. Die Strecke kennen wir bereits. Vor zwei Jahren sind wir hier in die entgegengesetzte Richtung geradelt und an einem Ruhetag sind wir damals sogar ein Stück den Fluss hinab gepaddelt. Ähnlich gemütlich ist auch das zweite Drittel. Jetzt geht es zwar wieder talaufwärts – entlang der Chamb – bis Furth im Wald, aber die Steigung ist kaum spürbar. „In Furth im Wald ist gerade Landesgartenschau – dort könnten wir uns doch ein gemütliches Mittagspausenplätzchen suchen“, schlägt Sabine vor. Vor 15 Jahren waren bei der Landesgartenschau in Rosenheim größere Teile der Parkanlagen frei zugänglich. Hier in Furth hingegen ist alles abgesperrt und man müsste Eintritt bezahlen, um in die Grünanlagen zu kommen. Das ist es uns für eine Mittagspause dann aber doch nicht wert. So irren wir etwas planlos durch den Ort, bis wir endlich eine schattige Bank für unsere Rast finden.

Bevor es weitergeht nach Tschechien, müssen wir heute unbedingt das am Vortag verpasste Eis nachholen. Am Marktplatz gibt es gleich drei Eisdielen. Der Weg dorthin ist bereits ein Vorgeschmack auf das letzte Drittel des Tages: Ein kurzer, aber steiler Anstieg zwingt uns in den ersten Gang. Frisch gestärkt strampeln wir nun hinauf zum Grenzübergang Schafberg. Die letzten 10 Kilometer des Tages werden dann auch nochmal anstrengender als erwartet. Die Tschechen haben beim Anlegen ihrer oft Radwege wenig Rücksicht auf die Vorlieben der Radfahrer gelegt. Zahlreiche „Nerv-Schnapper“ (Schnapper = kurzer Anstieg auf sonst flacher oder abfallender Strecke) müssen bewältigt werden, bis wir endlich auf dem Campingplatz im tschechischen Örtchen Babylon (Funfact: An unserem Zielort in Berlin gibt es das Pergamonmuseum (derzeit wegen Umbau geschlossen) mit weltberühmten Ausstellungsstücken aus der antiken Stadt Babylon im Zweistromland) einrollen. Der Campingplatz ist groß, relativ leer und versprüht authentischen Ostblock-Charme. Ein großer überdachter Aufenthaltsbereich mit vielen Elektro-Kochplatten, Wasserkochern und Geschirr steht zur allgemeinen Verfügung. Die Waschräume sind sauber, aber ansonsten im Stile der 70er Jahre gehalten, und gelegentlich entdeckt man kleine „Provisorien“, mit denen in kreativer Weise Schäden oder Probleme behoben wurden. Während Sabine und Amira noch den Badesee des Ortes besuchen (und dort unsere Picknickdecke liegen lassen), schaue ich mir das örtliche Klettergebiet an, das ich erst vor kurzem in Christian Hartls neuen Ostbayern-Kletterführer eingearbeitet habe.

5. Etappe: Babylon - Pilsen (76 km, 630 Hm)

“Schöne Radwege gibt's hier in Tschechien” freue ich mich, als wir auf dem breiten geteerten Weg entlang der Fernverkehrsstraße talabwärts rollen. Aber schon nach wenigen Kilometern ist es vorbei damit. Der Weg endet vor einer Bahntrasse in etwa 4 m Höhe, 10 m entfernt, auf der anderen Seite ginge es weiter. Anscheinend wurde hier eine Brücke abgerissen. An einem Baum baumelt ein Zettel mit einem Pfeil drauf, der wohl eine Umleitung anzeigen soll, aber wohin der Pfeil zeigt ist unklar. Ein schmaler Pfad führt links in den Wald, der danach aussieht als ob ihn öfter Fahrräder nutzen. Wir folgen dem Single-Trail und kommen irgendwann an einen Feldweg, an dem der nächste Umleitungszettel hängt - diesmal mit klarer Richtung. Zwei Umleitungszettel später sind wir wieder auf dem breiten Radweg nach Domazlice. 

Dort ist es dann endgültig vorbei mit dem separaten Radweg. Es geht nun entlang von meist wenig befahrenen Nebenstraßen mehrmals rauf und runter durch die böhmischne Dörfer. Es scheint hier ein sehr dichtes Radroutennetz zu geben. Überall sind Radwegschilder mit unterschiedlichen Nummern angebracht, von der viel befahrenen Hauptstraße bis hin zum kaum erkennbaren Wiesenweg. Wir folgen meist dem Weg Nummer 3, den wir aber zwischendrin mehrmals verlieren, da uns unsere App auf eine andere Route leitet. Auf dem letzten Stück folgen wir aber wieder dem 3er und gelangen über einige unschöne Straßen ohne Radwege ins Zentrum von Pilsen. Am Stadtplatz gibt es dann endlich das versprochene und lang ersehnte Eis, bevor wir auf einem schönen Radweg hinausradeln ans Nordende der Stadt zu unserem Campingplatz am Bolevak-See. Nach fünf Radltagen ohne Pause steht hier Ruhetag an, mit Schwimmen, ein bißchen Stadtbesichtigung, Einkaufen und Chillen. Am Abschlussabend gönnen wir uns ein Abendessen im sehr empfehlenswerten Campingplatzrestaurant.

6. Etappe: Pilsen - Rakovnik (67 km, 900 Hm)

Heute geht's durch das Hügelland nördlich von Pilsen und wir stellen uns auf eine anstrengende Bergetappe ein. Der erste Anstieg ist allerdings überraschend dankbar. Nach einem kurzen Hauptstraßenstück geht es auf einer kaum befahrenen Nebenstraße kontinuierlich sanft ansteigend bis ins Örtchen Obora, hoch oben auf einem sanften Hügel. Nach einer rasanten Abfahrt machen wir an dem Fluss Strela die erste Pause und stärken uns für den nächsten Anstieg. Auch der ist weniger dramatisch, als er auf dem Höhenprofil aussieht, und führt über eine breite Teerstraße gemütlich in zwei Aufschwüngen bis kurz vor den höchsten Punkt. Dann wendet sich das Blatt. Der ausgeschilderte Radweg (und die Route in unserer App) zweigt nach links auf eine Schotterstraße ab. Holprig und mühsam geht es nun auf und ab durch Wälder und über Felder, vorbei am schön gelegenen Kloster Marianska Tynice bis ins Örtchen Kralovice, wo wir eine Mittagspause brauchen. Auch danach bleibt es anstrengend. Viele holprige Schotterwege und kurze „Nervschnapper“ bringen uns zum höchsten Punkt des Tages auf einer sanften Wald- und Wiesenkuppe. Jetzt liefert Komoot mal wieder eine Glanzleistung ab und führt uns über einen steilen, ausgewaschenen Single-Trail 200 Höhenmeter durch den Wald hinab ins nächste Tal. Mit den Trekking-Rädern, schmalen Reifen und schweren Packtaschen sind wir hier eindeutig fehl am Platz. Kein Wunder, dass eine entgegenkommende Wanderin etwas verdutzt schaut. Danach ist es aber für heute ausgestanden. Durch eine famose „Kriacherl-Allee“ rollen wir hinab nach Sarnov und weiter auf einem guten Radweg bis Rakovnik, direkt vor die Eisdiele am Marktplatz.

„Wir müssen noch Wasser auffüllen“, gibt Sabine zu bedenken. In Rakovník gibt es keinen Campingplatz, weshalb wir heute wild zelten müssen. Wir suchen vergeblich den ganzen Ortskern nach einem Brunnen oder einer öffentlichen Toilette ab. Der freundliche Besitzer der Eisdiele, ein Mazedonier, der 25 Jahre in Frankfurt am Main gelebt hat und gut Deutsch spricht, schaut auch etwas ratlos, als wir ihn nach einem Brunnen fragen. Schließlich füllt er unseren Wassersack auf und wir machen uns auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz. Auf der Karte hab ich einen kleinen See wenige Kilometer außerhalb entdeckt, wo wir hoffen, fündig zu werden. Die frühe Abendsonne im Rücken kommen wir zu dem See und ich entdecke auch gleich eine Bucht mit einer Wiese. Gerade als wir vom Radweg dorthin abzweigen wollen, kommen von der anderen Seite drei Einheimische, die offensichtlich das gleiche Ziel ansteuern. Ein paar hundert Meter weiter führt aber nochmal ein Pfad zum See zu einer weiteren Bucht, die wir dann die ganze Nacht für uns haben. 

7. Etappe: Rakovnik - Pistany (69 km, 710 Hm)

Die letzte Bergetappe unserer Tour! Los geht es ähnlich anstrengend wie am Vortag: Unserer Route verläuft in ständigem Auf und Ab, teils auf geschotterten Wegen, bis ins Örtchen Revnikov, wo wir die erste Pause einlegen und im örtlichen Laden unseren Proviant auffüllen. Danach strampeln wir in gemütlicher Neigung hinauf zum höchsten Punkt des Tages (und für den Rest unserer gesamten Tour). „Ab jetzt geht's bergab“, jubeln wir. Die nächsten 25 Kilometer führen fast kontinuierlich abwärts – und zu unserer Freude durchweg auf geteerten Straßen. Im Städtchen Kresin überqueren wir die Eger und finden einen Spielplatz mitCam Picknickbank. Aus der Kneipe nebenan werden wir mit Musik unterhalten. Plötzlich marschiert eine Gruppe mit geschulterten Skiern vorbei – einer hat sogar Skischuhe an. Kurz vor unserem Pausenplatz waren wir an einer anderen Bar vorbeigefahren, an der ebenfalls Skier herumstanden. Aus der Facebook-Seite der Kneipe lesen wir später, dass am letzten Sommerferien-Samstag hier anscheinend jährlich irgendein Event veranstaltet wird, bei dem es um Skier geht. Worum es dabei genau geht, können wir jedoch nicht herausfinden.

Zwischen Eger und Elbe wartet wieder eine etwas anstrengendere Topografie auf uns, mit ein paar kleineren und größeren „Nervschnappern“. Der letzte davon ist in Trebenice und wird mit einem einschüchternden 12%-Steigungsschild angekündigt. Genau an der steilsten Passage befindet sich eine Bahnschranke, die natürlich just in dem Moment schließt, als wir ankommen. Danach heißt es noch einmal kurz in die Pedale treten, bevor wir gemütlich nach Lovosice an der Elbe hinabrollen. Unser Campingplatz befindet sich in Pístany auf der anderen Flussseite. Eine kleine Fähre bringt uns über das Gewässer, zu der wir die Fahrräder samt Packtaschen über eine steile Treppe hinabtragen müssen. Der Zeltplatz liegt wunderschön an einem kleinen See neben dem Fluss. Leider findet an dem Wochenende hier ein Treffen eines großen Campingbus-Clubs statt, auf dem der Alkohol in Strömen fließt. Dementsprechend unruhig wird die Nacht. 

Unbequem wird die Nacht auch für Amira. Ich werfe ihr am Abend eine Cremetube zu, als sie auf der aufgeblasenen Aerostat-Isomatte von Mountainequipment sitzt. Leider funktioniert die Werfer-Fänger-Abstimmung nicht perfekt und die Tube landet auf der Matte. „Pffffff“, sagt die Matte. „Scheiße“, erwidere ich. Offensichtlich hat das Eck der Plastiktube die Matte aufgeschlitzt. Der 5 cm lange Riss befindet sich direkt neben einer Falzrille. Ich klebe ihn so gut es geht mit den Reparaturpads ab, allerdings bekomme ich die Matte nicht mehr komplett dicht. Nach 1–2 Stunden ist die Luft wieder großteils entwichen und Amira liegt mehr oder weniger auf dem Boden. Aber sie ist jung und zäh und schläft besser als wir partygenervten Erwachsenen.

8. Etappe: Pistany - Bad Schandau (75 km, 350 Hm)

Ein strahlender Sonntagmorgen empfängt uns an der Elbe. Es beginnt die für mich landschaftlich schönste Etappe der gesamten Reise. Bevor es losgeht, ist allerdings noch eine Reparatur an Sabines Fahrrad fällig. Am Vortag hat sie sich anscheinend einen kleinen spitzen Stein in den Mantel gefahren und jetzt am Morgen ist der Reifen platt. Aber bald folgen wir dem Elberadweg am rechten Flussufer entlang. Eigentlich geht es schön flach dahin. Uneigentlich nerven aber einige teils bösartig steile Schnapper. Kurz vor der Stadt Ústí nad Labem endet der Radweg entlang der Straße wieder einmal und das Wegweiserschild weist nach links. Dort führt eine Treppe hinab zu einer Bahnunterführung. Einige Radfahrer fahren geradeaus auf der Straße weiter, unsere geplante Route führt ebenfalls nach links. Außerdem kommen durch die Unterführung andere Radfahrer entgegen. „Komisch, aber wird schon passen!“, meine ich. Wir schleppen unsere schwer bepackten Drahtesel über die Treppen auf die andere Seite. Eine Art Hafenkai führt hier entlang der Elbe bis vor eine Schleuse. Dort ist der Kai durch einen hohen Zaun abgesperrt. Eine etwa 20 m hohe Treppe führt nun hinauf auf eine Plattform und eine ebenso hohe Treppe auf der anderen Seite wieder hinab. Die Stimmung in unserer Reisegruppe ist, nun ja, gereizt. Zitate erspare ich Euch. Unten angekommen führt der Radweg weiter, als sei nichts gewesen, und von rechts mündet eine einfache Unterführung ohne Treppe von der Straße ein, durch die jene Radfahrer kommen, die sich nicht an die Beschilderung halten. „Boah ey, die dämlichste Radwegführung ever“, schimpfe ich und ernte rundherum Zustimmung, denn an diesem schönen Sonntagvormittag sind wir wahrlich nicht die einzigen, die auf diese Fakebeschilderung reinfallen.

In Ústí nad Labem ist die erste Pause angesagt. Während die Familie Brotzeit macht, fahre ich zum örtlichen Sportdiscounter und kaufe eine neue Isomatte für Amira und eine neue Picknickdecke. Und schon geht's weiter – immer dem Fluss entlang.   Größere Schikanen bleiben jetzt aus, in Děčín wechseln wir an einer Brücke die Flussseite. Bald kommen die ersten Sandsteintürme in Sichtweite. Begeistert rufe ich den Kindern zu: „Da schaut mal die Türme“ – ernte aber nur ein mitleidiges Augenrollen. Kurz nach der deutschen Grenze wechseln wir mit einer Fähre wieder die Flussseite nach Bad Schandau. Von dort sind es nur noch wenige Kilometer bis zum Campingplatz an der Ostrauer Mühle im Kirnitzschtal. 

Für den nächsten Tag haben wir wieder einen Ruhetag eingeplant – um die Felsen des grandiosen Elbsandsteingebirges wenigstens von unten anschauen zu können. Das Kletterzeug wollten wir dann doch nicht die ganze Zeit mitschleppen.

9. Etappe: Bad Schandau - Radeburg (80 km, 450 Hm)

Für den Vormittag ist teils kräftiger Regen angesagt. Wir beschließen daher, das Frühstücksbuffet in der Ostrauer Mühle zu buchen, um den Tag nach dem Abbau des Zelts und dem Packen der Fahrräder gechillt im Trockenen zu starten. Die Idee lohnt sich. Zwischen halb 9 und 10 Uhr schüttet es zum Teil recht kräftig und als wir losradeln, hat es bereits deutlich nachgelassen. Auf den ersten 30 km bis Pirna erwartet uns zwar noch der ein oder andere leichte Schauer, aber dann ist das schlechte Wetter durch. Für die Besichtigung von Dresden haben wir keinen längeren Stop eingeplant. „Aber eine Eierschecke müssen wir schon essen!“, fordert Sabine. Für die Kaffeepause finden wir ein schönes Café – sie bekommt ihre Eierschecke. 

Am Nachmittag verlassen wir die Elbe wieder. Eine schier endlose Ausfallstraße führt aus der Stadt hinaus und über einen langgezogenen Berg hinauf in das Westlausitzer Hügelland. Sobald wir die letzte Zubringerstraße zum nahegelegenen Dresdner Flughafen hinter uns gebracht haben, ist es schlagartig vorbei mit dem regen Verkehrsaufkommen und wir befinden uns auf der kaum noch befahrenen Radeburger Straße. Ein letzter Einkaufsstopp in Radeburg und wir entscheiden uns für den zweiten von zwei Campingplätzen der Region: den Naturcampingplatz Brettmühlenteich, der unsere lange Etappe für den nächsten Tag gegenüber dem Campingplatz Radeburg um 5 Kilometer verkürzt. Der Campingplatz ist an sich sehr schön. Die Sanitäranlagen sind schon fast etwas zu nobel und nur mit Chipkarte zugänglich, aber es fehlt jegliche Möglichkeit, sich abends noch irgendwo zusammenzusetzen. Bar und Restaurant haben geschlossen, Aufenthaltsraum gibt's keinen. So breiten wir unsere Picknickdecke unter der Eingangsbeleuchtung der ebenfalls bereits geschlossenen Rezeption aus und spielen ein paar Runden Schafkopf. Leider wird mir an diesem Campingplatz über Nacht meine im Waschraum zum Aufladen angesteckte Powerbank geklaut.

10. Etappe: Radeburg - Lübben (95 km, 250 Hm)

Die kilometermäßig längste Etappe unserer Tour führt durch die Lausitz an der Grenze von Sachsen und Brandenburg und durch das südliche Brandenburg. Gleich zu Anfang sind einige „Berge“ in der Karte verzeichnet, wie Galgenberg oder Knochenberg. Allerdings sind die Anstiege so flach, dass wir sie kaum bemerken, und von Bergen ist weit und breit nichts zu sehen. Die Gegend ist sehr flach und nur stellenweise leicht gewellt. So kommen wir flott voran und erreichen nach anfänglich hübscher Wald- und Wiesenlandschaft die weniger idyllische Region um Schipkau. Große Industriebetriebe liegen am Weg, wie das riesige BASF-Werk von Schwarzheide. Zufällig wird am selben Tag, kurz bevor wir das Werk passieren, hier eine Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg entschärft, wovon wir aber erst hinterher erfahren.

Danach wird das Ambiente wieder etwas hübscher – wir durchqueren die weltberühmte Calauer Schweiz. Allerdings hat diese Bezeichnung wohl eher damit zu tun, dass aus Calau auch die Kalauer stammen (also die wirklich flachen Witze), denn mit der gebirgigen Schweiz hat die Gegend ungefähr so viel zu tun wie eine Spreewaldgurke mit Schweizer Käse. Berge gibt es hier weit und breit keine – die wenigen Erhebungen der Gegend kann man höchstens als Hügel bezeichnen, und zwar auch nur, wenn man beide Augen zudrückt. Aber Calau sorgt trotzdem dafür, dass ich es in guter Erinnerung behalte. Kurz bevor wir den Ort erreichen, reißt mein Schaltkabel am Fahrrad. Zum Glück gibt es nur wenige Minuten entfernt eine Fahrrad-Reparaturwerkstatt, die auch noch geöffnet hat. „Hallo, wir haben ein Problem“, sage ich zu dem Mechaniker, der gerade vor der Eingangstüre steht, und zeige auf den weghängenden Kabelrest. „Na dann lad mal das Gepäck ab“, erwidert er und nimmt das Bike mit in die Werkstatt. Zehn Minuten später sind wir wieder gerüstet und mit „Gute Weiterreise“ werden wir freundlich verabschiedet. 

Apropos Spreewaldgurke: Am späten Nachmittag erreichen wir Lübbenau im Spreewald und damit auch den Gurkenradweg, der mit unverkennbaren Schildern gekennzeichnet ist. Der Radweg schlängelt sich jetzt wunderschön entlang der idyllischen Spree nach Norden und mit einer steifen Brise Rückenwind erreichen wir nach knapp 100 Kilometern noch überraschend entspannt unser Tagesziel in Lübben. Auch die Getränkekarte im Restaurant des Campingplatzes ist geprägt vom regionalen Exportschlager. Unter anderem finden sich darauf ein Gurkenradler und eine Gurkenlimo, die wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

11. Etappe: Lübben - Berlin-Schmöckwitz (75 km, 250 Hm)

Heute ist der letzte „echte“ Anreisetag nach Berlin. Am Abend wollen wir einen Zeltplatz am Stadtrand erreichen und die Etappe ist ja „nur“ noch 75 Kilometer lang, also etwa 20 Kilometer weniger als gestern. Das sollte doch zu schaffen sein. Allerdings werden die Beinchen dann doch etwas mehr gefordert als erwartet. Der Wind steht nicht mehr ganz so günstig und bläst meistens von der Seite, manchmal sogar von vorne, und ein überraschend anstrengender Anstieg auf einer Schotterstraße sorgt zusätzlich für Mühsal. Dementsprechend ist die morgendliche Euphorie verflogen, als wir in Märkisch-Buchholz endlich unsere Mittagspause machen. Danach läuft es aber zunehmend besser, je näher das Ziel rückt, auch wenn die Strecke mit einer Mischung aus Kiefernplantagen, langweiligen Siedlungen und riesigen Hühnerfarmen (in der Anlage Bestensee leben etwa 1,5 Mio. Hühner) kein Highlight ist. Auf den letzten fünfzehn Kilometern fahren wir dann bereits durch den Vorortbrei Berlins und kommen am späten Nachmittag zu dem anvisierten Zeltplatz am Zeuthener See im Berliner Ortsteil Schmöckwitz an.

Es handelt sich vorwiegend um einen Dauercamperplatz, der von einem kleinen Verein auf ehrenamtlicher Basis für seine Mitglieder betrieben wird. Allerdings gibt es für Radfahrer und Paddler (zum Beispiel für die Märkische Umfahrt) auch die Möglichkeit, als Nichtmitglied hier zu übernachten. Auf der Suche nach einer Anmeldemöglichkeit irren wir etwas planlos über den Platz, bis wir einen Paddler treffen, der gerade sein Boot aus dem Wasser gezogen hat. „Weißt du, wie das hier mit der Anmeldung funktioniert? ” fragt ihn Sabine. „Dort an der Tür hängt ein Zettel mit zwei Telefonnummern. Ruft bei der unteren an, dann kommt jemand!“, antwortet er. Gesagt, getan. Fünf Minuten später schlurft ein älterer Herr heran. „Tach, ich bin der Bernd“, stellt er sich vor und beim Blick auf unsere vollgepackten Räder fragt er gleich: „Wo komm'wer denn her? ” Wir entgegnen stolz: „Aus Rosenheim“. „Ooooh – das ist ja janz unten. Alles mi'm Radd?“ „Ja, jeden Meter.“ „Aber nicht heute!? ” „Nein, heute sind wir in Lübben gestartet.“ „Na, Lübben ist ja auch eine janz schöne Strecke!“, meint er anerkennend und zeigt uns dann erstmal den Campingplatz, an dem es sogar eine kleine Küche und einen überdachten Tisch für unsere abendliche Schafkopfrunde gibt. Anschließend bringt er uns zu einem der Dauercamperplätze mit einem alten Ehepaar. „Hier wohnt unsere Kassiererin“, erklärt uns Bernd. Bei ihr bezahlen wir die Übernachtung und bauen anschließend das Zelt auf. Die schöne Lage des Platzes im Wald hat allerdings auch ihre Tücken: Amira tritt beim Rückweg vom Seeufer in ein Wespennest, was mit sieben schmerzhaften Stichen geahndet wird, und in der Nacht sorgt eine Rotte Wildschweine für Unruhe, als sie um die Zelte grunzt.

12. Etappe: Berlin-Schmöckwitz - Brandenburger Tor - Siemensstadt (50 km)

Ursprünglich hatten wir gedacht, wir suchen uns einen Campingplatz am Stadtrand von Berlin, lassen es dort gut sein mit dem Radeln und fahren dann mit den Öffis in die Stadt. Das ist allerdings nicht die Vorstellung von Fiona von einem angemessenen Abschluss unserer Tour. Sie will mit den Packtaschen durchs Brandenburger Tor fahren. Im Nachhinein sind wir ihr dafür dankbar, denn die Radltour durch Berlin ist dann letztendlich eine der abwechslungsreichsten und schönsten Etappen unserer Reise. Außerdem ist der Campingplatz im Nordwesten der Stadt ein guter Ausgangspunkt für unsere beiden verbleibenden Urlaubstage in Berlin und zudem in akzeptabler Nähe zum Hauptbahnhof als Ausgangspunkt für die Heimreise. Die Strecke führt immer entlang gut ausgeschilderter Fahrradwege, meistens abseits größerer Straßen und oft durch Wald, einmal diagonal quer durch Berlin. Als einmal eine bedrohlich schwarze Wolkenwand auf uns zurollt, überlegen wir gerade, ob wir uns einen Unterschlupf suchen sollen. Genau in dem Moment endet der beschilderte Radweg an der Spree vor der Anlegestelle einer Fähre. Wir flüchten uns in die überdachte Fähre und schon legt der Platzregen los. Nach dem Übersetzen ans andere Ufer hört der Regen bald wieder auf und wir setzen unsere Fahrt über den hier weiterführenden Fahrradweg fort.

Im Treptower Park gibt es nochmal eine geruhsame Pause und dann stürzen wir uns ins Getümmel von Berlin-Mitte. Nun führen die Radwege meist entlang viel befahrener Straßen und bald tauchen wir ein in das Gewusel am Alexanderplatz. Nur wenige Kilometer später stehen wir am eigentlichen Ziel unserer Reise und umarmen uns vor dem Brandenburger Tor. Wir radeln durch das Tor hindurch über die Straße des 17. Juni bis zur Siegessäule und dann bald wieder auf ruhigen Radwegen hinaus zum Spandauer Schifffahrtskanal, an dem sich der City-Campingplatz Nord befindet - unser Basislager für die nächsten Tage.

Berlin Sightseeing

Zum Abschluss unserer Reise haben wir noch zwei volle Tage in Berlin eingeplant sowie zwei Tage für die Heimreise. Am ersten Stadttag besichtigen wir u. a. eine Ausstellung zum Mauerfall auf dem Gelände der ehemaligen Stasi-Zentrale sowie die East-Side-Gallery. Am zweiten Tag geht es am Vormittag zum Reichstag und zum Holocaust-Mahnmal - am Nachmittag dann in das Futurium.

Heimreise

Ein Kapitel für sich ist die Heimreise – mit vier schwer bepackten Fahrrädern in Nahverkehrszügen quer durch Deutschland. Am Morgen radeln wir noch entspannt bis zum Hauptbahnhof, wo es sogleich wieder etwas hektischer wird. Der erste Zug, den wir uns ausgesucht hätten, wird zwar in der DB-App als Regionalexpress (also Fahrradmitnahme ohne Reservierung) geführt, auf der Anzeigentafel am Bahnhof ist er jedoch ein IC mit Reservierungspflicht für Fahrräder, der aber mit Nahverkehrsticket genutzt werden kann. Wir müssen also kurzfristig auf eine andere Verbindung umplanen. Der Zug nach Wittenberg fährt 5 Minuten später, aber auf einem anderen Gleis – also schnell mit dem Fahrstuhl eine Ebene höher und dort mit einem anderen Fahrstuhl wieder hinab zum Gleis, wo auch schon der Zug einfährt. Wir bekommen immerhin Plätze für uns und unsere Räder, auch wenn der Zug anfangs noch recht voll ist. In der Lutherstadt Wittenberg müssen wir umsteigen und wie befürchtet erwischen wir den Direktzug nach Leipzig nicht mehr. Deshalb müssen wir auf zwei Etappen über Dessau nach Leipzig fahren. In Dessau quetschen wir uns mit Mühe in den schon sehr vollen Zug. Der Schaffner schaut zwar etwas grimmig wegen unserer Fahrräder im Eingangsbereich, lässt uns aber dann doch bis Leipzig mitfahren. In Leipzig entscheiden wir uns für eine längere Pause und lassen die erste Verbindung mit Umstieg in Chemnitz zugunsten des eine Stunde später fahrenden Direktzugs nach Hof sausen. So kommen wir immerhin noch in den Genuss der schicken Leipziger Altstadt und von Kaffee und Kuchen. Der Zug nach Hof, der am Bahnhof bereitsteht, sieht völlig anders aus, als wir erwartet haben. Es ist ein winziger Nahverkehrszug mit drei Waggons, von dem der erste Teil auch noch in Werra abgehängt wird und nach Halle weiterfährt. Wir sind halbwegs früh dran, so dass die wenigen Fahrradplätze noch frei sind. Bis zur Abfahrt füllt sich der Zug bis auf den letzten Stehplatz und auf den ersten zwei Stationen steigen jeweils mehr Leute ein als aus. Mehrmals drängen sich sogar nochmal Menschen mit Fahrrad in den Zug, um dann aber nach einigen Stationen wieder auszusteigen. Erst ab Gera haben dann alle Fahrgäste einen Sitzplatz und bis Hof leert sich der Zug immer mehr. Immerhin sind wir pünktlich in Hof, so dass uns die 10 Minuten Umstiegszeit ausreichen, um ohne Stress unseren Anschlusszug nach Nürnberg zu erreichen. In Nürnberg besuchen wir unsere Freunde Berti und Birgit, die nur 15 Fahrradminuten vom Hauptbahnhof entfernt wohnen und uns mit leckerer Pizza aus dem eigenen Pizzaofen empfangen. Wir können bei ihnen übernachten und so am nächsten Tag ganz gemütlich am Vormittag in den relativ leeren Zügen über München nach Rosenheim fahren.