iNoWa - Kletter-Trainingswand fürs gemeinsame Bouldern

iNoWa - Gemeinsam Trainieren

Was ist iNoWa?

Vielen Kletterern wird der Name Fritz Amann ein Begriff sein. Unzählige Kletterrouten im südlichen Frankenjura, an der Reiteralm in den Berchtesgadener Alpen, am Urlkopf, im Zillertal oder im Maltatal hat er mit Bohrhaken ausgestattet. Der Corona-Lockdown mit geschlossenen Grenzen, geschlossenen Kletterhallen sowie weitgehenden Kontaktbeschränkungen brachte Fritz auf die Idee eines standardisierten Trainingssystems, mit dem er zu Hause trainieren und gleichzeitig "virtuell" mit seinen Freunden bouldern konnte. Das Konzept hat er mit seinen Freunden Consti Hagen und Thomas Bauer entwickelt und im Laufe des letzten Jahres Zug um Zug verfeinert.

Das Prinzip ist eigentlich recht simpel: mehrere Freunde haben eine identische Traininigswand im Keller mit standardisierten und nummerierten Griffen, die an jeder iNoWa auf exakt der selben Position in gleicher Größe angebracht sind. Um die Boulderprobleme zu kommunizieren und auszutauschen hat Consti Hagen eine App programmiert, in die Grifffolgen einpflegt und die darin enthaltenen Boulder nachgeklettert werden können.

Ein zentraler Gedanke ist dabei, die Opensource-Philosophie aus der IT auf das Klettern zu übertragen - das ganze ist also ein reines Non-Profit-Projekt. Die Macher von iNoWa (indoor NorthWall) stellen nicht nur ihr Know-How, das sie mit dem Bau ihrer eigenen "Indoor-Nordwände" erworben haben, frei zur Verfügung, sondern auch ihre selbst definierten Boulder. Jeder kann sich anhand der Bauanleitung (wird noch professionell überarbeitet!) seine eigene Trainingswand für zu Hause bauen. Man benötigt dafür nur etwas handwerkliches Geschick und das richtige Werkzeug (Stichsäge, Tischkreissäge, Bohrmaschine, Oberfräse). Die Materialkosten liegen bei etwa 300 Euro, der Platzbedarf in der Wohnung sollte etwa 2,50 m Breite x 2,50 m Höhe und je nach gewünschter Neigung 2 bis 3 m Tiefe sein. 

Alle Infos zu dem Trainingssystem und die Download-Möglichkeit der App gibt es auf der Website i-nowa.com.

PraxisTest der iNoWa Trainingswand

Ich habe selbst aus Platzgründen keine eigene Boulderwand in meinem Heim. Aber ganz in meiner Nähe steht jetzt eine iNoWa und Fritz hat mich motiviert, sie mir in der Praxis anzusehen. Mit meiner 7jährigen Tochter bin ich dort eineinhalb Stunden gebouldert und wir haben verschiedene Probleme aus der iNoWa-App getestet.

Das subjektive Fazit: Es hat uns beiden viel Spaß gemacht und trotz angezogener Handbremse und sehr entspannter Atmosphäre fühlte es sich bereits nach einem efffektiven Trainingsreiz an.

Die App

Die App gibt es nur für Android und sie kann nur über die Website heruntergeladen und auf dem Smartphone installiert werden. Falls sich ein Apple-Programmierer findet, der die App ehrenamltich für iOS realisiert bekommt eine iNoWa geschenkt (bitte bei Fritz melden!).

Bei mir auf dem Fairphone 3+ funktioniert die App problemlos, wobei die Bedienung beim ersten Mal ein paar kleine Tücken hat. Für ein kostenloses, selbstgestricktes Programm aber wirklich gut gemacht und für den beabsichtigten Zweck voll tauglich. Sie ist bereits gut mit Boulderproblemen in den unteren und mittleren Schwierigkeiten bestückt. Boulder jenseits von 7a gibt es aktuell (Stand Anfang November 2021) noch keine. Die Markierung der Boulder erfolgt mit farbigen Magneten an den Schrauben der Griffe. Tapestreifen wären auch eine Option, oder man merkt sich die Züge.

Die Wand

Die Wand an meiner Testlocation ist in zwei Neigungen verstellbar: 15 Grad und 30 Grad überhängend. In der App werden auch noch die Neigungen 7,5 und 45 Grad angeboten. Die Platte steht direkt am Boden auf, so dass die untersten Tritte nicht mehr optimal nutzbar sind, vor allem in der steileren Neigung. Es wird daher empfohlen bei der Montage noch einen kleinen Sockel anzubringen, sofern es die Raumhöhe zulässt. Die Kletterfläche von 2,50 m mal 2,50 m ist m.E. voll ausreichend für eine effektives und abwechslungsreiches Training. Der Schwerpunkt liegt allerdings klar auf der Fingerkraft, in den steileren Neigungen auch Oberarm-Blockierkraft und Körperspannung. Durch die mangelnde Höhe ist kaum vertikale Beschleunigung möglich (also die so modernen weiten Dynamos) und komplexe Bewegungsboulder gibt die Wand auch nicht her.

Die Griffe

Es gibt zwei Typen von Griffen: Löcher und Leisten. Die Löcher wurden ganz simpel durch Bohrungen in der Platte geschaffen, die halbwegs ergonomisch geformt wurden. Es gibt Fingerlöcher, Zweifingerlöcher und Drei-Finger-Loch-Taschen, die Leute mit schmalen Fingern auch mit der ganzen Hand greifen können. Die Leisten sind aufgeschraubte Holzklötze unterschiedlicher Stärke (1-4 cm) und in verschiedenen Neigungen, die auf einer Seite mit Sandpapier beklebt sind. Die Leisten sind eigentlich immer mit allen Fingern zu greifen. Von großen Aufleger-Henkeln über positive Leisten für das erste Fingerglied bis hin zu Aufsteller-Leisten ist alles geboten. Zangengriffe gibt es nicht, da das Sandpapier immer nur auf einer Seite klebt. Alles in allem ist die Ausstattung für Kletterer in den mittleren Schwierigkeitsgraden optimiert. Wer im High-End-Bereich klettert wird, damit nicht ausreichend vielseitig trainieren können. Aber als Baustein in einem umfassenderen Trainingsprogramm kann es sicherlich auch von sehr ambitionierten Sportkletterern genutzt werden.

Kontakt

Bei Fragen könnt ihr Euch direkt an Fritz Amann wenden.