Tragekomfort und Praxiseinsatz
Ich bin 1,82 m groß, schlank, mit relativ langen Armen (Spannweite 1,95 m). Die Größe M passt mir sowohl von der Länge als auch von der Weite gut. Dazu ist noch ausreichend Spielraum vorhanden, um eine Isolierschicht (z. B. Zebru-Jacket) drunterzuziehen. Die Ärmellänge ist allerdings für mich grenzwertig, 1-2 cm mehr wäre noch besser - dieses individuelle Problem habe ich aber mit den meisten Jacken. Alles in allem ist die Jacke einen Tick schlanker und enger (auch an den Armen) geschnitten als die klassische 3-Lagen-Jacke Ortler des selben Herstellers. Das für eine Hardshell sehr weiche und dehnbare Material trägt sich ungewöhnlich komfortabel.
Wie es sich für eine moderne Hardshell gehört, ist die Jacke komplett winddicht, wasserdicht und mehr oder weniger atmungsaktiv. Die Winddichtigkeit ist voll gegeben, das ist allerdings ein Standard, den eigentlich bereits jede Softshell drauf hat - eine Hardshell umso mehr. Die Wasserdichtigkeit muss immer relativ gesehen werden. Ohne Rucksack und ohne sich groß zu bewegen, bleibt man auch im strömenden Regen trocken. Bei einer längeren Wanderung mit Rucksack hab ich es im Dauerregen allerdings noch mit keiner Hardshell erlebt, dass im Bereich der Rucksackträger keine Nässe durchdrückt. So auch bei dieser Jacke: Nach dem 2,5stündigen Aufstieg zur Fritz-Pflaum-Hütte im Wilden Kaiser bei strömenden Regen hatte ich mehrere nasse Stellen am T-Shirt. Schweiß war es mit Sicherheit nicht, da wir mit kleinen Kindern sehr langsam aufgestiegen sind und das T-Shirt sogar hinten unter dem Rucksack trocken war. Womöglich handelte es sich auch um Kondenswasser, weil unter den Rucksackträgern vermutlich auch kein Dampf nach außen entweichen kann. Wie auch immer: man sollte sich nicht der Illusion hingeben selbst mit den besten Funktionsjacken bei jedem Wetter und in jeder Art von Anwendung komplett trocken zu bleiben. Aber wie gesagt, das ist jetzt keine individuelle Schwäche dieser gestesteten Jacke, sondern solche Erfahrungen machte ich bisher mit jeder Hardshell, egal ob die Membran GoreTex, Dermizax, HiVent oder Sympatex hieß. Ansonsten gibts bezüglich Wasserdichtigkeit und vor allem Atmungsaktivität aber keinen Grund zum Klagen. Gerade die Dampfdurchlässigkeit erscheint mir (subjektiv) überdurchschnittlich gut. Besonders gespannt bin ich hier auf die Leistung im Winter, wo ich besonders oft mit Hardshell unterwegs bin.
In ihrer Ausstattung kommt die Jacke extrem minimalistisch daher, aber die wenigen Features erfüllen ihren Zweck. Da ist zum einen die Kapuze. Sie lässt sich sehr gut verstellen, so dass sie das Gesicht recht gut abschließt. Außerdem passt sie auch (leidlich) über einen Kletterhelm. Für den sommerlichen Einsatz reicht das gut. Für einen mittleren Schneesturm im Winter wünscht man sich vielleicht im Bereich der unteren Gesichtshälfte noch etwas mehr Schutz und einen komfortableren Besatz. Aber dafür ist die Jacke eigentlich nicht optimiert - dafür ist sie superleicht. Die Öffnungen an den Ärmeln und unten am Bund lassen sich mittels Gummizug, bzw. Kletterverschluss gut schließen.
Die Jacke besitzt zwei Fronttaschen, die hoch genug angeordnet sind, damit sie dem Hüftgurt des Rucksacks nicht im Weg rumgehen. Dazu sind die beiden Taschen innen nur mit einem Mesh vom Körper getrennt, womit eine direkte Belüftung des Brustraumes ermöglicht wird. Dies allerdings nur, wenn es nicht zu sehr regnet oder schneit, sonst gelangt Feuchtigkeit nach innen. Dafür ersparten die Entwickler der Jacke eine Unterarmbelüftung - was wiederum Gewicht einspart.