Keep it simple oder: Die goldene Mitte
- Einige Worte vorab
- Die Mini-/Sportkletter-Apotheke
- Tages- und Mehrtagestouren-Apotheke
- Anwendung
- Kinesio-Tape am Berg
- Quellen
1. Einige Worte vorab
Die folgenden Empfehlungen beziehen sich auf Tages- und Mehrtagestouren im Alpenraum, nicht hingegen auf Fernreisen und Höhenbergsteigen. Es handelt sich ferner um meine persönliche Empfehlung für eine Bergapotheke. Diese ist bei mir in den letzten 20 Jahren sowohl aus eigenen Erfahrungen als bergsteigende Ärztin als auch durch zahlreiche Kurse bei der Bexmed (Deutsche Gesellschaft für Berg- und Expeditionsmedizin) und Literatur wie von Walter Treibel (siehe Quellen) gewachsen.
Die Bergapotheke fängt bei mir schon mit der Rucksackaufteilung an. Die Sam-Splint-Schiene ist als zweiter Boden immer im Rucksack. Ebenso das Dreieckstuch, das schnell griffbereit im Deckelfach wohnt. Dort wohnt auch die Mini-/Sportkletter-Apotheke, ohne die ich nicht losziehen darf und: die SOFORT griffbereit sein muss, sodass ich zur Not auch in einer Wand schnell eine Platzwunde versorgen kann, ohne großes Wühlen und Abstellen vom Rucksack.
Für etwas größere Touren habe ich die klassische Bergapotheke dann als gut sortiertes Paket im Rucksack. Ich unterscheide dabei nicht zwischen Tages- und Mehrtagestouren, sondern berücksichtige eher die Qualität und infrastrukturelle Anbindung der Tour und die Anzahl der Personen, die ich medizinisch zu versorgen habe. Auch wenn Sport- und Eisklettern unfallträchtiger sind als beispielsweise eine Karwendeldurchquerung, reicht mir meine Mini-Apotheke, wenn das ganze in Straßennähe stattfindet, vollkommen aus, während ich auch bei einfachen Wanderungen meine klassische Bergapotheke mitführe.
Dabei ergänzen sich meine Einzelbausteine. Das heißt, die Mini-Apotheke, die im Deckelfach wohnt, zieht niemals aus. Sie wird nur durch die klassische Bergapotheke ergänzt, welche alleine lückenhaft wäre (da sich z. B. Novalgin nur in der Mini-Apotheke befindet). Bei aufwändiger unterteilten Rucksäcken mit mehreren Außenfächern, wie bei einem BW Rucksack, bietet es sich an, auch für die klassische Bergapoheke eine schnell zugängliche Seitentasche zu reservieren. Damit behält man Ordnung und Überblick und hat man im Notfall ohne Wühlerei alles Wichtige schnell zur Hand.
Ich habe eine etwas andere Einteilung als zum Beispiel Walter Treibel in seinem Standardwerk "Erste Hilfe und Gesundheit am Berg und auf Reisen", was nicht heißt, dass ich das eine besser oder schlechter finde. Treibels Buch kann ich unbedingt empfehlen und dessen Modul-Einteilung liegt vielleicht anderen noch besser als meine Empfehlung. Aber viele Wege führen eben nach Rom und ich kann nur raten, die eigene Wahrheit aus vielen fremden Anregungen zu ziehen. Nicht nur beim Packen der Bergapotheke. In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß beim Durchstöbern meiner kleinen Berg-Ambulanz und bin freue mich über konstruktive Kritik und neue Ideen.