Umgang mit Muskelkrämpfen während des Kletterns
Im Gegensatz zu einem Wadenkrampf auf dem Fußballplatz kann eine schmerzhafte Verkrampfung im Oberarm zehn Meter über der letzten schwindligen Sicherung in einer alpinen Klettertour durchaus gefährlich werden. Vor allem bei langen Alpintouren kommen wirklich bedrohliche Krämpfe meist nicht ohne Vorwarnung, sondern kündigen sich durch erste leichte "Zuckungen" an. Dann ist es wichtig, sich in eine möglichst gesicherte Position zu begeben, am besten an den nächsten Standplatz. In der Folge ist eine längere Pause von 20-30 Minuten ratsam, in der man elektrolythaltige Getränke zu sich nimmt und ein paar Bissen isst. Währenddessen sollte man die betroffenen Muskelgruppen regelmäßig leicht bis mäßig dehnen und evtl. auch die Gegenmuskulatur abwechselnd leicht anspannen und dehnen. Was in dieser Phase m. M. nach nichts bringt, sind isolierte Magnesiumgaben ohne Flüssigkeitszufuhr. Hat man einen plötzlichen, akkuten und schmerzhaften Krampf hilft das passive Dehnen der betroffenen Muskulatur (also den entsprechenden Muskel "in die Länge ziehen"), um den Krampf erst einmal wieder loszuwerden.
Vorbeugung vor Muskelkrämpfen
Grundsätzlich ist eine systematisch trainierte Muskulatur deutlich weniger anfällig für Krämpfe. Ebenso beugt regelmäßiges Dehnen der Krampfanfälligkeit vor. Besonders muskuläre Dysbalancen äußern sich in Extremsituationen oft in Muskelverkrampfungen.
Desweiteren ist ein ausgeglichener Flüssigkeitshaushalt wichtig. Was den Mineralstoffhaushalt angeht, gehen die Meinungen auseinander, besonders zum Magnesium. Nach neueren Untersuchungen wird im Ausdauersport überproportional viel Magnesium mit dem Urin ausgeschieden. Wer also deutlich mehr trinkt, als er schwitzt (heißt, wer in einer ganztägigen Klettertour mehrmals die Büsche gießt und mehrere Liter trinkt), sollte zusätzlich Magnesium zuführen. Allerdings braucht das Magnesium mehrere Stunden bis Tage, um bis in die Zellen zu gelangen. Es ist daher ratsam spätestens am Vortag einer großen Klettertour oder eines harten Sportklettertages eine Zusatzgabe Magnesium von etwa 300-400 mg zu nehmen. Bei mehrtägigen Unternehmungen ist besonders auf eine mineralstoffreiche Ernährung und Flüssigkeitsversorgung zu achten, ergänzt durch eine tägliche oder zweitägige Zusatzportion Magnesium.
Mineralstoffreich bedeutet dabei aber nicht, dass man unbedingt ein sog. "isotonisches Sportgetränk" benötigt, um den Bedarf zu decken. Normales Leitungswasser enthält in der Regel ausreichend Mineralstoffe, oft sogar mehr, als viele teuer im Supermarkt verkaufte "Mineralwässer". Fruchtsaftschorlen, alkoholfreies Bier oder Tee sind daher gut geeignete Getränke, die in Kombination mit einer abwechslungsreichen Kost normalerweise ausreichen, um alle nötigen Elektrolyte aufzunehmen. Nur bei besonders großer Hitze und/oder wenn man viel mineralstoffarmes Regen- oder Schmelzwasser trinkt kann man zusätzlich mit speziellem Elektrolytpulver oder Mineralstofftabletten (v.a. Magnesium, aber auch Natrium und Kalium) ergänzen und so der Krampfanfälligkeit vorbeugen. Oft hilft es aber bereits, seine Speisen stärker zu salzen und zu würzen als gewohnt.