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Bergfell - Frischzellenkur für Steigfelle

Die Firma Bergfell hat sich auf das Neubekleben von Steigefellen für Skitouren spezialisiert - ich habe ihren Service getestet.

Die Firma Bergfell aus Lenggries nimmt sich jetzt einer Marktlücke an, von der ich schon lange der Meinung war, dass sie geschlossen werden müsste. Die meisten Klebefelle für Skitouren halten etwa 30 - 50 Tourentage aus, bis der aufgetragene Kleber soweit verschlissen ist, dass sie nicht mehr ausreichend am Ski haften. Dazu verliert auch die Grundimprägnierung der Felle auf Dauer ihre Wirkung. Die Folge: Die Felle nehmen bei feuchtem Schnee Wasser auf und stollen in der Folge mehr oder weniger stark an. Beides ist für viele Tourengeher bereits ein Grund, ein Fell zu entsorgen und sich für teures Geld neue zu kaufen.

Sorgsamer Umgang mit den Steigefellen sorgt dafür, dass sie länger kleben.
Sorgsamer Umgang mit den Steigefellen sorgt dafür, dass sie länger kleben.

Gegen das Anstollen gibt es die Möglichkeit, seine Felle selbst zu imprägnieren - mit Imprägnierspray, Imprägnierpaste oder Flüssigimprägnierung. Das ist wenig Aufwand, die Imprägniermittel sind allerdings nicht billig und auch von unterschiedlicher Wirkung. Auch Trockenwachs mit dem Strich des Fells eingerieben hilft dagegen. Aber man muss sich in jedem Fall mit zunehmendem Alter der Felle häufiger damit auseinander setzen.

Das größere Problem stellt die Erneuerung des Klebers dar. Dazu muss zuerst der alte Kleber entfernt und dann neuer Kleber aufgetragen werden. Handwerklich einigermaßen geschickte Tourengeher können das zwar selbst erledigen, aber besonders das Entfernen des Altklebers erfordert zum Beispiel einen Heißluftfön oder eine Heißspachtel und ist nicht nur mühsam, sondern aufgrund der Dämpfe des erhitzten Klebers sicherlich kein Gesundheitsprogramm. Es gibt auch einige Sportgeschäfte, die einen diese Arbeit abnehmen, allerdings wursteln diese auch oft eher semiprofessionell daran herum und würden diesen Service gerne auslagern.

Daher überraschte mich nicht, als ich kürzlich von der noch recht neuen Firma Bergfell erfuhr, die sich eben auf diesen Service spezialisiert hat. Sie haben sich eine eigene Vorrichtungen für das Entfernen des Altklebers entworfen und beschichten sie anschließend mit neuem Kleber. Zudem bieten sie eine Imprägnierung an und eine Erneuerung der Trennfolie.

Test von Bergfell

Unterschiedliche Felle, die ich testweise eingesandt habe
Unterschiedliche Felle, die ich testweise eingesandt habe

Ich hab die Gelegenheit sogleich genutzt und vier alte Felle eingeschickt, um zu testen wie der Service im Vergleich zur Eigenbeschichtung bzw. zum Fellservice von Sportgeschäften aus der Umgebung abschneidet. Der Preis pro Fell: Neubeklebung 35 Euro, Imprägnierung 3 Euro. Versandkosten für alle vier Felle 12 Euro (Hermes).

Ich muss vorausschicken, dass es sich um teils schon sehr alte Felle handelt mit unterschiedlichem Trägermaterial und unterschiedlichem Altkleber. Zum Teil waren die Felle schon gut über 10 Jahre alt und wurden in den letzten Jahren nur noch sehr selten auf den "Steinski" genutzt. Die Ergebnisse:

1. Zwei Mohair-Felle von MP-Sport: Beide Felle hatte ich bereits selber einmal neu beklebt und hatten etwa 40 (das neuere der zwei Paar) bzw. 80 Skitouren auf dem Buckel. Die Trennfolie wurde nur sehr unregelmäßig genutzt, so dass der Altkleber verschmutzt und an einigen Stellen auch bereits etwas ins Gewebe getrocknet war. Außerdem waren viele Stellen weitgehend kleberfrei und beide Felle neigten schon immer etwas zur Stollenbildung, zuletzt relativ stark. Nach dem Service sieht der Kleber aus wie neu und er hält auch gut auf dem neuen Trägermaterial, sogar wenn man Klebefläche auf Klebefläche ohne Trennfolie aufeinenderklebt. Wir haben bisher nur eines der beiden Felle auf einer Skitour ausprobiert, dabei hat die Imprägnierung aber eine deutliche Verbesserung gezeigt. In dem sehr nassen Schnee haben sich nur am Rand einige dunkle, wassergetränkte Stellen gebildet, davor war immer fast das ganze Fell nass gewesen.

2. Ein Black-Diamond-Mix Fell: Der alte Kleber begann bereits Klumpen zu bilden und auch mal am Ski zu bleiben, der Abdeckstreifen in der Miitte des Fells war noch drauf. Der Altkleber wurde rückstandslos entfernt, die Neubeklebung macht einen guten Eindruck und beim Test Kleber- auf Kleber bleibt  der Kleber ziemlich gut auf dem Trägermaterial, ganz vereinzelt rupft es aber kleine Lücken raus, wenn man die Felle wieder trennt. Auf dem Ski hält es tadelllos und lässt sich auch rückstandslos wieder abziehen, selbst nach längerer Zeit. Das Fell konnten wir bisher noch nicht im Ernstfall auf Skitour testen, daher keine Aussage zur Imprägnierung möglich.

3. Ein Original-K2-Fell: Der Altkleber war schon sehr tapetenkleisterähnlich, es blieben immer wieder Reste am Ski und das Fell neigte sehr stark zur Stollenbildung. Das Trägermaterial ist hier dicker und glatter als bei den anderen Fellen, daher war ich gespannt, wie sich dieses Fell schlagen wird. Bereits am Vorabend klebte ich ein frisch erneuertes Fell auf einen Ski und stellte ihn wieder in die Garage, den zweiten Ski fellte ich am Parkplatz auf. Auf Tour hatten wir typische Firnbedingungen mit durchnässter Schneeoberfläche während der letzten Stunde Aufstieg und etwas Wind am Fellabziehplatz. Beide Felle klebten tadellos am Ski. Als ich das Fell vom Ski entfernt fiel zuerst auf, dass es komplett nass war, die Imprägnierung hatte hier wenig gebracht. Beide Felle ließen sich aber problemlos und rückstandsfrei vom Ski ziehen. Dann blies mir aber eine Windboe Kleber auf Kleber. Beim auseinanderziehen hat sich sogleich eine Euro-Stück große Fläche gelöst. Man muss also sehr aufpassen und unbedingt das mitgelieferte Trenn-Netz verwenden, so dass nicht Kleber auf Kleber gepappt wird. Sofern man sauber mit dem Netz arbeitet funktioniert der Kleber aber gut.

Fazit: Im Großen und Ganzen klappte die Fellerneuerung sehr gut. Der Service mit dem Hin- und Her-Versand läuft über den normalen Paketweg, man kann aber auch in Lenggries vorbeifahren. Die Arbeiten wurden alle sauber ausgeführt und die Felle kamen in tadelllosem Zustand an. Die geschilderten kleinen Unzulängllicheiten dürften fast ausschließlich auf die Eigenschaften des Ausgangsmaterials zurückzuführen sein. Eigentlich kann man nur mit dem K2 Fell (ich denke der Hersteller ist Kohla) nicht 100% zufrieden sein, wobei der Kleber o.k. ist sofern man das Trennnetz verwendet. Die Imprägnierung hingegen war hier für die Katz. Die Rückmeldung ging bereits an Bergfell raus, evtl. sollten sie hier mit einem anderen Kleber arbeiten, da ich das Gefühl habe, dass der verwendete Kleber der Firma Contour nicht optimal mit dem Trägermaterial dieses Fells harmoniert.

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