Gut geplant ist halb gewonnen - einsame Skitour bei 40 cm Neuschnee und LWS 3 entlang der eher harmlosen Route auf den Vorderunnütz
Eine sorgfältige Tourenplanung ist der Grundstock für eine sichere und erlebnisreiche Skitour. Wer sich vor der Tour Gedanken über die Lawinenlage und den Zeitablauf macht, wird potenziell gefährliche Situationen weitgehend ausschließen. Außerdem lässt sich die Treffsicherheit für eine ordentliche Schneequalität erhöhen, wenn man berücksichtigt, welche Berge oder Routenverläufe günstig sein müssten. Auch möglichem Ärger in der Gruppe, mit der man unterwegs ist, lässt sich vorbeugen und damit belastenden oder sogar gefährlichen gruppendynamischen Effekten.
Auswahl des geeigneten Tourenziels
Je nach Jahreszeit, Schneelage, Lawinensituation und Wetterprognose fallen von den vielen potentiellen Skitourenmöglichkeiten, die für den relavanten Zeitraum in erreichbarer Nähe sind in der Regel schon mal die meisten durch das Raster. Da jeder Winter und jede Schneesituation anders ist kann man hierzu aber nur ein paar allgemeine Aussagen treffen:
- Im Frühwinter (November/Dezember) limitiert meistens die noch dürftige Schneedecke die Tourenmöglichkeiten stark. Dann liegt oft nur in bestimmten Regionen oder Höhenlagen ausreichend Schnee für Skitouren, ein gutmütiger Untergrund (wenig Felsen / Latschen / Büsche) ist zudem fast immer nötig.
- Im Hochwinter (Januar/Februar) baut sich die Schneedecke in den meisten Wintern kontinuierlich auf. Und prinzipiell könnnen überall Skitouren möglich sein, allerdings sind in den Hochlagen unwirtliche Bedingungen und kritische Lawinenlagen recht häufig, weshalb vor allem die tiefen und mittleren Lagen unterhalb 3000 m zu bevorzugen sind.
- Der Spätwinter (März / Anfang April) ist meist die beste Zeit für Skitouren, da dann die Schneedecke in den mittleren Lagen am höchsten ist, die Lawinenlage kalkulierbarer wird, die Tageslänge zunimmt und auch die Temperaturen ansteigen. Auch die Saison für Skitouren jenseits der 3000m beginnt.
- Im Frühling (Mitte April bis Anfang Juni) herrschen oft die besten Bedingungen für Skihochtouren in der Gletscherregion, auch einige schattige Kare in den Kalkalpen haben dann Hochsaison.
Ist ein Tourengebiet in die nähere Auswahl gerückt, informiert man sich am besten in einem Skitouren-Gebietsführer oder Skitourenkarte über die Tourenmöglichkeiten und prüft die verschiedenen Alternativen, bis man sich für ein Ziel entscheidet.

Viele Informationen fließen in die Tourenplanung ein. Grafik: Georg Sojer
Hat man sich dann auf eine Skiroute (und am besten noch einen Plan B) festgelegt, wird möglichst zeitnah (z. B. am Vorabend) die Detailplanung für die Tour durchgeführt. Anhand der in der 3x3 Filtermethode nach Werner Munter (siehe unten) sammeln wir die Informationen für die Kategorien Gelände, Verhältnisse und Mensch, wie wir sie für die Lawinenbeurteilung benötigen.
Ebene | Vehältnisse | Gelände | Mensch |
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regional (Touren-planung) | Lawinenlagebericht, Wetterbericht, Auskünfte im Internet, eigene Beobachtungen der Entwicklung während des Winters | Topografische Karte, Skitourenführer bzw. verlässliche Routenbeschreibung, Fotos, eigene Geländekenntnisse (Heimvorteil) | Teilnehmer der Gruppe, Gruppenstärke, Ausrüstung, Kondition Kompetenz und Erfahrung, Führung, Risikobereitschaft |
lokal (auf Tour) | Neuschnee, Altschneedecke, Wetter, Sicht, Temperatur, Wind, Alarmzeichen | Eigene Beobachtungen und Vergleich mit der Planung, Spuranlage | Tagesform der Teilnehmer, Stimmung in der Gruppe, andere Gruppen, Zeitplan |
zonal (Einzelhang) | Neuschnee, Triebschnee, Schneedeckenaufbau, Einstrahlung, Struktur der Oberfläche | Hangneigung, Hangexposition, Einzugsgebiet, wer oder was ist über/unter mir? | Teilnehmer, Skitechnik, Kondition, Führung, Vorsichtsmaßnahmen |
Dazu holen wir noch logistische Informationen für die Fahrt zum Ausgangspunkt, über mögliche Stützpunkte und die benötigte Ausrüstung ein.
==> Zusammenstellung von Datenquellen zur Tourenplanung
Sind alle Informationen bekannt, geht es daran, die konkrete Durchführung der Skitour zu planen. Folgende Punkte sollten detailliert durchleuchtet und so weit wie möglich durchdacht werden:
- Anreise, Übernachtung
Entscheidung für das Verkehrsmittel, Routenplanung zum Ausgangspunkt, Fahrgemeinschaften, evtl. Übernachtungsplätze reservieren ... - Ausrüstung
- Zeitablauf
Zeitbedarf abschätzen, Startzeitpunkt festlegen, u.U. Umkehrzeitpunkte bei Verzögerungen etc. - Routenverlauf
Kartenstudium, evtl. GPS-Tracks erstellen - Lawinensituation einschätzen
Allgemeine Gefährdungssituation, Checkpunkte festlegen, mögliche Alternativen, Zeitmanagement