Relativ spät am Vormittag sind wir dann am Parkplatz der Seilbahn in Lofer. Hier teilen wir uns auf zwei Autos auf und investieren je 10 Euro in den Mautautomaten. Dann gehts die schmale, kurvenreiche Bergstraße hinauf zum Gasthaus Schönblick. Hier herrscht erwartungsgemäß noch der Winter. Der erste Teil der Straße ist geräumt, danach stapfen wir auf der 1-2m hohen, gut gesetzten Frühjahrsschneedecke zur Abbruchkante der Felswand. Ich richte die Abseilpiste übers Graue Buch mit unseren zwei Doppelseilen ein und zügig sind alle sieben Personen unten am weitgehend schneefreien Wandfuß. Für Jule und Konrad ist es der erste Ausflug zum Urlkopf und sie sind begeistert vom Ambiente und der Felsqualität.
Bis auf die üblichen Wasserstreifen (Graues Buch, Mädels) sind die meisten Routen weitgehend trocken. Wir haben die freie Auswahl. Nachdem es schon relativ spät am Tag ist und für nachmittags Gewitter angesagt sind, wollen wir als Dreierseilschaft eine eher kürzere Tour machen. Weil ich heute meinen Helm vergessen habe, darf ich vorsteigen. Die erste der fünf Seillängen langen Kletterroute "Vorfreude" lacht mich an. Recht anhaltend im 7. Grad, mit einigen etwas schwierigeren Stellen, schleiche ich über die steile Platte und einige knifflige Wandkletterstellen hinauf zum Stand. Das ist genau meine Kletterei - in der es kaum zum Tragen kommt, dass ich den letzten Winter das Hallentraining ausfallen ließ. Komplett im Onsight klappt der Durchstieg zwar nicht, aber ich bin sehr zufrieden. Meine beiden Nachsteiger müssen sich ordentlich anstrengen, sind aber genauso angetan von der Route wie ich. Nur die beiden letzten Seillängen fallen dann deutlich in der Qualität ab. Daher hänge ich sie zusammen und steige gleich in einem Rutsch die 50 Meter hinauf aufs Plateau.