Am Col de la Tana auf 1000 Meter Meereshöhe ist die Luft deutlich angenehmer als am Meer. Selbst in der Sonne könnte man sich vorstellen, zu klettern. Und darauf macht das Klettergebiet direkt am Pass, zwei Minuten oberhalb der Straße, richtig Lust. Leuchtend roter, löcherübersäter Granit lacht uns an. Wir schnappen uns die Klettersachen und schon sind wir am Fels. Fiona möchte unbedingt eine 4er Tour für die Kinder einhängen. Der erste Haken ist in 8 Meter Höhe 2 Meter über dem Vorbau. Ich rate ihr ab aber sie möchte unbedingt, also steig ich schnell rauf und klippe ihr den ersten Haken vor. Der zweite Bolt ist nochmal 4 Meter höher, allzu schwierig sieht es bis dahin aber nicht aus. Von der günstigen Klippposition fehlen ihr aber 5 cm zu dem Haken und sie traut sich dann doch nicht ihn anzuklettern. Ein mulmiges Gefühl hab ich schon als sie 3 m über dem Haken anfängt zurückzuklettern. Sie meistert das aber souverän und ich beschließe, sie in nächster Zeit etwas stärker zum Nachsteigen zu motivieren. Ich bin ohnehin nicht der Meinung, dass es 8jährigen Kindern viel bringt, Touren vorzusteigen. Für das Aneignen der Kletterbewegungen sind Topropes genauso gut. In jedem Fall hänge ich die Tour dann schnell ein und muss gestehen, dass das runde, griffarme Gestein durchaus anspruchsvoll zu Klettern ist.
Gerade als Madita als erste Nachsteigerin wieder unten ist, beginnt es zu tröpfeln. Amira will aber unbedingt auch noch klettern und bindet sich gleich ein. Innerhalb kürzester Zeit verstärkt sich das Getröpfel zu einem ausgewachsenen Platzregen, so dass ich sie unter lautstarkem Protest wieder ausbinde. Innerhalb weniger Minuten sind wir bis auf die Unterhose nass. Schnell berge ich noch die verbliebenen Expressschlingen, zieh das nasse Seil ab und wir flüchten zu den Autos. Es sieht nicht nach einer dauerhaften Wetterbesserung aus, also beenden wir den Klettertag und machen uns auf den Weiterweg nach Zonza. Unterwegs schifft es wie aus Kübeln, aber als wir am Campingplatz La Riviere ankommen ist es bereits wieder trocken. Und jetzt muss ich noch schnell ein Lob auf den Campingplatz loswerden. Von allen Zeltplätzen, die wir bisher auf Korsika kennengelernt haben haben wir uns dort am wohlsten gefühlt. Er liegt wunderschön in einem Wald aus korsischen Schwarzkiefern, zwei Minuten von einem traumhaften Bach mit den perfekten Badegumpen. Die Besitzer sind supernett und pflegen den Platz mit ausgesprochener Liebe zum Detail. Zudem ist das Preis-Leistungsverhältnis deutlich besser als am landschaftlich genauso schönen Campingplatz im Restonicatal.